Existenzgründung – Eine Chance bei Arbeitslosigkeit?

- 23.05.2017 von Sebastian Rheingauer -

Arbeitslosigkeit, besonders wenn sie längere Zeit andauert, kann für die Betroffenen negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, denn die psychische Belastung ist enorm. Auch das Selbstwertgefühl leidet, wenn einfach keine neue Stelle zu finden ist. Die berufliche Selbständigkeit im Sinne einer Existenzgründung kann einen Ausweg aus dieser schlimmen Situation bedeuten.

Für wen ist eine Existenzgründung interessant und welche persönlichen Voraussetzungen sind notwendig?

Eine Existenzgründung ist für alle interessant, die es lieben, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und nicht darauf warten wollen, dass ihnen andere die ganze Arbeit abnehmen. Als Selbständiger oder Freiberufler haben auch Ältere, Behinderte oder andere Gruppen eine Chance, die es schwer haben, auf dem regulären Arbeitsmarkt eine Stelle zu finden. Leicht ist es aber nicht, ein Existenzgründer zu sein.

Ein Existenzgründer muss darauf vorbereitet sein, länger und härter zu arbeiten als ein durchschnittlicher Arbeitnehmer, anfangs auch für ein geringeres Entgelt. Große Energie und Willenskraft sind erforderlich, da es keine Vorgesetzten mehr gibt, die einen antreiben können. Auch wenn die Sonne lacht oder sich die Familie vernachlässigt fühlt, muss die Arbeit gemacht werden. Sehr wichtig ist auch die Frage, womit sich Existenzgründer künftig ihren Lebensunterhalt verdienen wollen. Worum auch immer es sich handelt, es muss Spaß machen, man muss dafür Talent haben und besser sein als die meisten, weil die Kunden für ihr gutes Geld gute Produkte oder Service erwarten, egal ob es sich um belegte Brötchen oder einen Reparaturdienst für Computer handelt.

Wie bereitet man seine Selbständigkeit vor?

Am besten bespricht man die Angelegenheit zunächst mit der Familie, denn Existenzgründer brauchen zumindest deren moralische Unterstützung. Danach sollte man sich um die materiellen Voraussetzungen kümmern. Dazu gehört es beispielsweise auszutesten, ob die Geschäftsidee bei den Kunden ankommt. Geeignete Testpersonen sind Verwandte, Freunde oder Nachbarn. Werden besondere Räumlichkeiten (Werkstatt, Büro) benötigt, kann man von zuhause aus arbeiten oder besucht man die Kunden? Im letzteren Fall wird ein geeignetes Firmenfahrzeug in gutem Zustand benötigt. Wie viel kostet die Miete der Räume, Finanzierung oder Leasing des Fahrzeugs? Welche Arbeitsmittel (Werkzeuge, Computer, Material) werden benötigt und wie viel kostet es?

Existenzgründer sollten bedenken, dass es einige Zeit dauert, bis die ersten Einnahmen kommen. Das muss bei der Berechnung des Kapitalbedarfs im Businessplan unbedingt berücksichtigt werden. Am besten ist es, an einem Existenzgründungsseminar teilzunehmen. Solche Seminare werden von der Bundesagentur für Arbeit, der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer kostenlos angeboten. Auch halten diese Institutionen viele Informationen bereit und bieten Beratungsgespräche an..

Welche Förderungen gibt es?

Dieses Thema wird in den Existenzgründungsseminaren detailliert behandelt. Für Arbeitslose sind die Angebote der Bundesagentur für Arbeit besonders interessant. Existenzgründer können dort einen Gründungszuschuss bekommen, vorausgesetzt, sie haben zum Zeitpunkt der Gründung noch mindestens 150 Tage Anspruch auf ALG I, die selbstständige Tätigkeit umfasst mindestens 15 Stunden pro Woche und führt zum Ende der Arbeitslosigkeit. Eventuell ist ein Nachweis erforderlich, dass der Existenzgründer für seine Tätigkeit die notwendigen Qualifikationen oder Fähigkeiten besitzt. Der Gründungszuschuss wird in den ersten 6 Monaten in Höhe des ALG I und einem Zuschuss von 300 Euro zur sozialen Absicherung gewährt. Der Bezug des Zuschusses für soziale Absicherung kann bei Bedarf noch um weitere 9 Monate verlängert werden. Auf den Gründungszuschuss besteht kein Rechtsanspruch. Darüber hinaus gibt es noch weitere Fördermöglichkeiten von anderen Stellen.

Welche rechtlichen Dinge müssen beachtet werden?

Existenzgründer müssen sich um alles selbst kümmern. Das bedeutet, um ihre Tätigkeit ausüben zu können, brauchen sie in den meisten Fällen einen Gewerbeschein. Für bestimmte Tätigkeiten ist ein Meisterbrief oder eine andere fachliche Qualifikation erforderlich. Auf jeden Fall ist es notwendig, das Gewerbe beim Finanzamt anzumelden, um Steuerschulden zu vermeiden. Existenzgründern empfiehlt sich, den Service eines Steuerberaters in Anspruch zu nehmen.

Auch um die Altersvorsorge müssen sich Existenzgründer selbst kümmern. Dasselbe gilt auch für die Krankenversicherung. Man kann sich entweder freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichern oder eine private Krankenversicherung wählen. Es gibt Unternehmen, die sich um all diese Angelegenheiten kümmern, auch die Buchhaltung erledigen und eine professionelle Webseite erstellen. Dafür verlangen sie zwar eine Gebühr, trotzdem ist diese Hilfe besonders für unerfahrene Existenzgründer empfehlenswert, weil sie sich dadurch auf ihr eigentliches Geschäft konzentrieren können. / Fotoquelle: fotolia.de / © bounlow-pic

Autor: Sebastian Rheingauer

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