Warum Väter mehr vom Elterngeld profitieren als Mütter

- 08.07.2014 von Marlen Schurr -

Elterngeld und ElternzeitImmer mehr Väter machen von der Möglichkeit Gebrauch in Elternzeit zu gehen, um sich um ihren Nachwuchs zu kümmern. Häufig ist diese Entscheidung finanziell von Vorteil, denn Väter bekommen durchschnittlich mehr Elterngeld.

Mehr Erwerbstätigkeit und höheres Gehalt

Das ergibt eine aktuell vorgestellte Erhebung des Statistischen Bundesamtes. Danach erhalten Väter im Schnitt fast 440 Euro mehr als Mütter, wenn sie wegen ihrer Kinder im Beruf pausieren. Für diesen Unterschied gibt es Gründe: rund neunzig Prozent der Väter sind vor der Elternzeit erwerbstätig, aber nur etwa siebzig Prozent der Mütter. Und die Väter verdienen vorher in der Regel mehr.

Wer vor der Elternzeit nicht oder nur geringfügig erwerbstätig ist, hat nur Anspruch auf den monatlichen Grundbetrag von 300 Euro. Die Höhe des Elterngeldes orientiert sich am Gehalt. Väter bekamen daher im Jahre 2012 durchschnittlich 1.140 Euro, Mütter 701 Euro Elterngeld. Bei den vorher erwerbstätigen Vätern und Müttern lagen die Durchschnittswerte bei 1.231 Euro bzw. 881 Euro.

Wachsende Väterbereitschaft

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Zahl der Väter, die in Elternzeit gehen, steigt. Lag die Väterbeteiligung 2010 noch bei 25,3 Prozent, waren es 2012 schon 29,3 Prozent. Dabei gibt es interessante regionale Unterschiede. So war die Bereitschaft der Väter zur Elternpause in Bayern, Sachsen und Berlin besonders stark ausgeprägt. Insgesamt wurde 2012 834.359mal Elterngeld gezahlt. Den Staat kostet das jährlich etwa fünf Milliarden Euro.

Interessante RWI-Studie

Eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) hat sich näher mit der Inanspruchnahme und den Auswirkungen des Elterngeldes befasst.

Das höhere Väterengagement ist danach nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass zwei Monate Elterngeldanspruch verfallen, wenn der Vater nicht auch eine Auszeit nimmt. Dabei beschränken sich viele laut Studie auf das gesetzliche Minimum: häufig wird das Modell gewählt, dass der Vater zwei Monate pausiert, während die Mutter die Höchstzeit von 12 Monaten in Anspruch nimmt. Nichtsdestotrotz hat die Bereitschaft der Väter, auch länger in Elternzeit zu gehen, zugenommen.

Die Forscher stellten auch fest, dass mit der Einführung des Elterngeldes die Neigung von Müttern, nach der Elternzeit wieder in den Beruf zurückzukehren, gewachsen ist. Bevorzugt erfolgt dies in Form von Teilzeit-Arbeitsverhältnissen. Beide Effekte – mehr Väterbeteiligung und Berufsrückkehr der Mütter – waren von der Politik angestrebt worden. Insofern hat sich das 2007 eingeführte Elterngeld als Erfolg erwiesen.

Kein neuer Babyboom

Allerdings wurden auch unerwünschte Nebenwirkungen ermittelt. So hat die Bereitschaft der in den Beruf zurückkehrenden Mütter zu heiraten, abgenommen. Erklärt wird dies mit den geringeren Steuervorteilen durch das Ehegatten-Splitting, wenn beide Partner ein Gehalt verdienen. Der Wunsch, nach der Babypause ein weiteres Kind zu bekommen, ist bei berufstätigen Müttern ebenfalls geringer als bei Müttern, die dauerhaft zu Hause bleiben. Die Hoffnung, dass das Elterngeld einen neuen Babyboom auslöst, hat sich damit anscheinend als trügerisch erwiesen. / Fotoquelle: fotolia.de / © Andy Dean

Autor: Marlen Schurr

Eine Autorin der ersten Stunde und Frauchen von Emma. Marlen hat Betriebswirtschaft studiert und danach lange bei einer großen Bank gearbeitet. Finanzen und Wirtschaftsthemen sind ihr Steckenpferd, auch bei der Altersvorsorge weiß sie, wovon sie schreibt. Während ihrer Elternzeit hat sie zum Glück immer wieder Zeit gefunden, sich durch Seminare und Vorträge auf dem Laufenden zu halten und arbeitet inzwischen wieder stundenweise in ihrem alten Job, getreu dem Motto „einmal Banker, immer Banker“. Wir freuen uns, dass sie auch den Weg zu uns zurückgefunden hat und wieder da ist!