Einfaches Spiel für Betrüger: Mangelnde Sicherheit bei Gesundheitskarte

- 25.07.2014 von Marlen Schurr -

Übersicht Private KrankenversicherungDie Gesundheitskarte, genauer gesagt, die elektronische Gesundheitskarte, wird bei allen privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland eingeführt und wird den Vorgänger, die Krankenversicherungskarte (KVK) , nach und nach ersetzen. Im Gegensatz zur alten Krankenversicherungskarte, bei der es sich um eine Chipkarte, ähnlich wie eine EC Karte, handelte, ist die Gesundheitskarte mit einem Prozessor ausgestattet. Darauf lassen sich wesentlich mehr Informationen speichern. Äußerlich erkennen Sie die Gesundheitskarte daran, dass sie mit einem Foto des Inhabers ausgestattet ist, um Missbrauch zu verhindern.

Warum wird die Gesundheitskarte eingeführt?

Die neue Karte stellt gewissermaßen ein Patientenakte in elektronischer Form dar. Darauf wird zum Beispiel vermerkt, welche Medikamente der Patient nimmt. Dadurch sollen Doppelverschreibungen vermieden werden und Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Arzneimitteln erkannt werden. Der Arzt kann ebenfalls sehen, welche Therapien schon mit welchem Erfolg durchgeführt wurden. Lebenswichtige Informationen wie Allergien, chronische Erkrankungen (Diabetes u.a.) sowie Blutgruppe und eine Vielzahl anderer Daten können ebenfalls gespeichert werden. In einem Notfall soll dadurch wertvolle Zeit gespart werden, da die Daten dem Arzt mittels der Karte unmittelbar zur Verfügung stehen. Im medizinischen Alltag sollen durch die elektronische Gesundheitskarte Zeit und Kosten gespart werden, da unnötige Maßnahmen oder Therapien vermieden werden. Das trifft besonders dann zu, wenn an der Behandlung mehrere Fachärzte beteiligt sind.

Wo liegen denn dann die Probleme, wenn die neue elektronische Gesundheitskarte so großartig ist?

Auf der Gesundheitskarte können wesentlich mehr Daten gespeichert werden als auf der alten Krankenversicherungskarte. So vorteilhaft das für den behandelnden Arzt oder in einem Notfall auch ist, birgt es immer die potentielle Gefahr eines Datenmissbrauchs. Dieser Datenmissbrauch ist relativ einfach zu bewerkstelligen. Potentielle Betrüger können telefonisch bei ihrer Krankenkasse eine neue Adresse registrieren lassen. An diese Adresse schickt die Krankenkasse dann einen Freischalt-Code, mit dessen Hilfe jeder, der in Besitz dieses Codes ist, im Internet nachlesen kann, welche Untersuchungen durchgeführt wurden, welche Medikamente verabreicht wurden und anderes. Über das Internet können sich auch Hacker Zugriff auf die Patientendaten über die Terminals in den Arztpraxen verschaffen.

Wer interessiert sich für solche Daten?

Die Personalchefs großer Firmen würden sich bestimmt freuen, wenn sie wissen würden, welche Bewerber gesund sind und welche chronische Erkrankungen haben und somit dem Unternehmen erhöhte Kosten verursachen würden. Auch bei vielen Versicherungen, zum Beispiel bei Lebensversicherungen, gibt es mit Gewissheit Interessenten für solche Informationen. Versicherungsnehmer mit angegriffener Gesundheit würden dann entweder gar keine Police mehr bekommen oder müssten erhöhte Prämien zahlen.

Was können Sie tun?

Die elektronische Gesundheitskarte ist ein wertvolles Dokument. Sie sollten es ebenso sorgsam wie Ihre EC Karte oder Ihren Personalausweis behandeln. Lassen Sie die Karte nie unbeaufsichtigt herumliegen. Wenn Sie verloren geht oder gestohlen wird, sollten Sie sofort Ihre Krankenkasse darüber informieren. Heben Sie Ihre Gesundheitskarte an einem Ort auf, an dem kein anderer Zugriff darauf hat. Wenn Ihnen etwas merkwürdig vorkommt, kontaktieren Sie die Krankenkasse. In der Regel sind sie rund um die Uhr erreichbar.

Autor: Marlen Schurr

Eine Autorin der ersten Stunde und Frauchen von Emma. Marlen hat Betriebswirtschaft studiert und danach lange bei einer großen Bank gearbeitet. Finanzen und Wirtschaftsthemen sind ihr Steckenpferd, auch bei der Altersvorsorge weiß sie, wovon sie schreibt. Während ihrer Elternzeit hat sie zum Glück immer wieder Zeit gefunden, sich durch Seminare und Vorträge auf dem Laufenden zu halten und arbeitet inzwischen wieder stundenweise in ihrem alten Job, getreu dem Motto „einmal Banker, immer Banker“. Wir freuen uns, dass sie auch den Weg zu uns zurückgefunden hat und wieder da ist!