Altersvorsorge: Rentenlücke schließen trotz Niedrigzinsen

- 26.03.2015 von Marlen Schurr -

Kapitalanlage bei Rentenbeginn, AltersvorsorgeWer im Alter beim Lebensstandard keine Abstriche hinnehmen möchte, muss sich rechtzeitig um ausreichende finanzielle Vorsorge kümmern. Doch angesichts der seit Jahren anhaltenden Niedrigzinsen stehen zahlreiche klassische Anlageprodukte für die Altersvorsorge praktisch nicht mehr zur Verfügung.

Ohne Sachwerte geht es nicht

Ganz gleich, ob Sparbuch, Tagesgeld, Festgeld oder Anleihen – mit all diesen Anlageformen lassen sich derzeit keine realen Vermögenszuwächse generieren, weil die erzielbaren Renditen aufgrund des geringen Zinsniveaus meist deutlich unterhalb der Inflationsrate liegen. Zwar gibt es auch höher verzinste Anleihen, doch dabei handelt es sich nicht um Bundesanleihen, die wegen ihres geringen Risikos gerade für die Altersvorsorge jahrzehntelang geschätzt wurden, sondern um Emissionen von Staaten oder Unternehmen mit deutlich schlechterer Bonität, die dann auch mit entsprechend höheren Risiken verbunden sind.

Wer reales Vermögenswachstum anstrebt, kommt deshalb um Investitionen in andere Assetklassen nicht herum. Im Fokus stehen dabei insbesondere Sachwertanlagen wie Immobilien oder Aktien. Diese können laufende Erträge in Form von Mieteinnahmen oder Dividenden generieren und darüber hinaus im Wert steigen – allerdings auch verlieren. Wer sein Risiko streuen oder sich nicht der Mühe der Auswahl einzelner Aktien unterziehen will, kann alternativ dazu auch in einen der zahlreichen Investmentfonds investieren.

Zeithorizont und Anlagemix

Um eine optimale Altersvorsorge zu erreichen, sollte zunächst die im Rentenalter zu erwartende Einkommenslücke ermittelt werden. Anschließend gilt es, den richtigen Zeithorizont und einen geeigneten Anlagemix festzulegen. Bei der Ermittlung der durch die private Altersvorsorge zu deckenden Einkommenslücke genügt es keinesfalls, nur das aktuelle Nettoeinkommen mit den laut Informationen der Rentenversicherung zu erwartenden Rentenzahlungen zu vergleichen. Vielmehr müssen die im Rentenalter zu erwartenden Einnahmen, also die gesetzliche Rente zuzüglich eventueller privater Vorsorgeleistungen, Mieterträge o. ä., den voraussichtlichen Ausgaben gegenübergestellt werden. Letztere ergeben sich aus den laufenden Ausgaben für den Lebensunterhalt, die um eventuelle Kreditraten, Versicherungen, Zahlungen für Ausbildung oder Unterhalt der Kinder und Ähnliches zu ergänzen sind.

Auch die individuelle Lebensplanung fürs Alter spielt dabei eine Rolle. Wer zum Beispiel im Alter eine deutlich kleinere Wohnung beziehen möchte und dafür möglicherweise sein Haus verkauft, muss mit geringeren Ausgaben rechnen als jemand, der zahlreiche ausgedehnte Reisen unternehmen oder ein besonders luxuriöses Altersdomizil beziehen möchte. Last but not least ist auch der Inflationseffekt zu berücksichtigen. Das heißt, wer auf Basis heutiger Preise eine Einkommenslücke von 500 Euro monatlich errechnet, muss bei einer Inflationsrate von durchschnittlich zwei Prozent pro Jahr in zwanzig Jahren bereits eine Lücke von 743 Euro überbrücken.

Die richtige Mischung macht’s

Bei Investitionen für die Altersvorsorge kommt es darauf an, das Kapital sinnvoll auf unterschiedliche Anlageformen zu verteilen und dabei gleichzeitig den jeweiligen Zeithorizont im Blick zu behalten. So bedeutet Altersvorsorge beispielsweise nicht, dass die gesamte benötigte Summe zu einem bestimmten Zeitpunkt X zur Verfügung stehen muss. Vielmehr können einige Anlagen durchaus noch einige Jahre über den Zeitpunkt des Rentenbeginns hinaus weiterlaufen und erst zu einem späteren Zeitpunkt das laufende Einkommen ergänzen. Wer beispielsweise eine vermietete Eigentumswohnung zur Kapitalanlage erworben hat, kann einen Aktienfonds noch eine Weile behalten und bessere Zeiten abwarten, wenn der Eintritt ins Rentenalter zufällig mit einer schwachen Phase am Aktienmarkt zusammenfällt. Dann dienen zunächst die Mieteinnahmen als zusätzliche Einkommensquelle, während die Erlöse aus einem späteren Verkauf der Aktienfondsanteile dann vielleicht für eine größere Modernisierungs- oder Instandhaltungsmaßnahme in der Wohnung investiert werden können.

Auch eine Kombination mehrerer Aktienfonds mit mehreren Rentenfonds ist eine praktikable Lösung, wobei die Aktienfonds etwas stärker gewichtet sein sollten. Direkt gehaltene Immobilien sollten übrigens maximal die Hälfte des vorhandenen Anlagekapitals ausmachen, denn zum einen können sie auch Wertschwankungen unterliegen, und zum anderen kann es auch zu unvorhergesehenen Kosten oder Mietausfällen kommen. Eine interessante Alternative zu aktiv gemanagten Investmentfonds sind übrigens ETFs (Exchange Traded Funds). Mit ihnen können Anleger beispielsweise auch an der Wertentwicklung großer Leitindizes partizipieren. Wer frühzeitig damit beginnt, ein gut gemischtes Anlageportfolio aufzubauen, der ist finanziell gut fürs Alter gerüstet – und zudem weniger anfällig gegenüber kurzfristigen Wertschwankungen in einzelnen Assetklassen. / Fotoquelle: fotolia.de / © ferkelraggae

Autor: Marlen Schurr

Eine Autorin der ersten Stunde und Frauchen von Emma. Marlen hat Betriebswirtschaft studiert und danach lange bei einer großen Bank gearbeitet. Finanzen und Wirtschaftsthemen sind ihr Steckenpferd, auch bei der Altersvorsorge weiß sie, wovon sie schreibt. Während ihrer Elternzeit hat sie zum Glück immer wieder Zeit gefunden, sich durch Seminare und Vorträge auf dem Laufenden zu halten und arbeitet inzwischen wieder stundenweise in ihrem alten Job, getreu dem Motto „einmal Banker, immer Banker“. Wir freuen uns, dass sie auch den Weg zu uns zurückgefunden hat und wieder da ist!