„Die Rente ist sicher.“ Mit diesem Satz ging Norbert Blüm, langjähriger Arbeitsminister der Regierung Kohl, weniger in die Geschichte erfolgreicher Sozialpolitik als vielmehr in die des deutschen Kabaretts ein. Kaum war der Satz in den 1990er ausgesprochen, wurde er von der Realität auch schon ad absurdum geführt und hat heute fast schon sprichwörtlichen Charakter. Bereits Ende der 1990er Jahre, hatte die Lage bzw. die Alterspyramide sich so zugespitzt, dass die Schreckensszenarien vom totalen Absturz bis zur schleichende Entwertung der staatlichen Rente reichten. Zumindest letzteres gilt inzwischen als weitgehend sicher.
Ständig sinkendes Rentenniveau
Eine der wesentlichen Ursachen für das ständig sinkende Rentenniveau ist der demographische Wandel der Gesellschaft, der sich bereits Ende des letzten Jahrtausends zunehmend deutlich abzeichnete. Die Menschen werden immer älter, gleichzeitig gibt es immer weniger Nachwuchs. Das heißt: Einer immer geringeren Anzahl jüngere Beitragszahler in Arbeit entspricht eine immer größere Menge älterer Leistungsempfänger. Eine Schieflage, die vermutlich nicht einmal mit exorbitanten Beitragserhöhungen zu korrigieren wäre, zumal die Situation durch einen konstant hohen Arbeitslosensockel weiter verstärkt wird. Derzeit gehen Experten von einem staatlichen Rentenniveau von 43% im Jahr 2030 aus.
Alternativen gesucht
Wo der Generationenvertrag nicht mehr funktioniert und die staatliche Rente auf wackligen Beinen steht, muss über Alternativen nachgedacht werden. Das Schlagwort von der zusätzlichen privaten Altersvorsorge machte die Runde. Walter Riester, Norbert Blüms Nachfolger, setzte sich massiv dafür ein, der privaten Vorsorge eine stärkere Bedeutung einzuräumen und diese staatlicherseits zu fördern, etwa durch steuerliche Vorteile. Das war die die Geburtsstunde der Riesterrente, die heute als staatlich gefördertes Rentenmodell von Banken und Versicherungen in unterschiedlichsten Varianten angeboten wird und Anfang des neuen Jahrtausends durch ein Basisrentenmodell – der so genannten Rürup-Rente – ergänzt wurde. Eine wirkliche Lösung des Rentenproblems, da scheinen sich die unterschiedlichsten Experten einmal einig, ist die Riesterrente jedenfalls nicht. Jüngst vorgelegte Zahlen, nach der das lebenslang geförderte Einzahlen von Beträgen am Ende nicht die erhoffte Steigerung der Rentenzahlung bedeutet, sondern sogar negativ zu Buche schlagen kann, haben die kritische Diskussion um die Riesterrente zusätzlich angeheizt. Wer profitiert am meisten von der Riester-Rente? Der Anleger – oder vielleicht doch die Banken?
Betriebsrente: Rente gezielt da fördern, wo sie erwirtschaftet wird
So ist es kein Zufall, dass sich in den letzten Wochen die Stimmen mehren, die speziell in der Stärkung der Betriebsrente, eine attraktive Alternative zu staatlichen Vorsorgemodellen sehen. Statt – wie bisher – ein kleines Zubrot zur staatlichen Rente zu sein, könnte die so genannte „Betriebsrente“ sich zunehmend emanzipieren und zu einer gleichberechtigten Säule der Altersvorsorge werden. Die Gründe dafür sind ebenso einleuchtend wie vielfältig.
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- Die Betriebsrente wäre ein einfache und effiziente Alternative, die ohne größere Verwaltungsaufwand umsetzbar wäre.
- Die Modalitäten der Betriebsrenten sind Verhandlungssache zwischen den Tarifpartnern im Zuge von Tarifverhandlungen. Im Zuge von Lohnerhöhungen könnte einfach ein – von den Tarifpartnern zu verhandelnder – Betrag für die betriebliche Altersvorsorge einbehalten werden. Schon 1% einer jährlichen Lohnerhöhung würde einen erheblichen Beitrag für eine Betriebsrente oder eine Abfindung beim Erreichen des Rentenalters leisten.
- Eine Lösung wäre unabhängig vom Staat und von finanziellen Interessen der verschiedenen Finanzdienstleister
Vorteile für Arbeitnehmer, aber auch für Arbeitgeber
Die Stärkung der Betriebsrente hätte – über die Rente hinaus – einen weiteren Vorteil, von dem nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Betriebe profitieren könnten. Attraktive Betriebsrentenregelungen könnten – gerade in Zeiten des Mangels an hochqualifizierten Mitarbeitern – ein zusätzliches Argument sein, um Fachkräfte langfristig an Unternehmen zu binden. Auch beim Recruiting wären attraktive Betriebsrenten ein langfristiges und gewinnbringendes Argument. Arbeitnehmer wiederum wüssten, dass sie mit ihrer Leistung und dem betrieblichen Erfolg einen direkten Beitrag zu ihrer Altersvorsorge leisten. Ein sicherlich nicht unerheblicher Beitrag für Engagement am Arbeitsplatz.
Also alle Kraft voraus für ein Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge? Im Prinzip ja, aber… Denn natürlich ist auch dieses Rentenmodell mit gewissen Risiken verknüpft. Denn auch Unternehmen bewegen sich innerhalb der Turbulenzen der Finanz- und Aktienmärkte. Um die betriebliche Rente zu stabilisieren, müssten also Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine risikoarme Anlagestrategie für die betrieblichen Rentenkassen gewährleisten. Die Verluste vieler amerikanischer Pensionsfonds sind hier ein warnendes Beispiel – auch die waren nämlich einmal „sicher“. / Fotoquelle: fotolia.de / © Coloures-Pic