Lohnt sich der Vorruhestand?

- 08.08.2018 von Deniz Wölk -

Renter und FrührenteWer eher in Rente gehen möchte, dem sollte bewusst sein, dass er hierbei ein paar Abstriche hinnehmen muss. Trotzdem denken viele über den eigenen Vorruhestand nach. Doch wann genau ist die frühzeitige Rente tatsächlich attraktiv?

Bis zum Jahr 2012 galt in Deutschland das Rentenalter von 65 Jahren. Aufgrund der Überalterung der Bevölkerung und der Tatsache, dass die Lebenserwartung der Menschen immer weiter nach oben steigt, verabschiedete der Bundestag das Rentenversicherungs-Altersgrenzenanpassungsgesetz. Dieses sorgt dafür, dass das Rentenalter bis 2029 schrittweise auf 67 Jahre angehoben wird. Wer nach 1964 geboren wurde, weiß also jetzt schon, dass er zwei Jahre länger arbeiten gehen muss.

Es gibt allerdings Menschen, die wenig Interesse daran haben, bis ins hohe Alter zu arbeiten und die ihren Ruhestand lieber etwas eher genießen möchten. Für sie ist das Thema Vorruhestand eine echte Option. Das oben erwähnte Gesetz bietet die Möglichkeit auch tatsächlich an, dass man unter Erfüllung einiger Voraussetzungen eher in Rente gehen kann.

Voraussetzungen für den Vorruhestand

Das wichtigste Kriterium für einen Vorruhestand ist die Tatsache, dass man zuvor mindestens 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat. Wer mindestens 65 Jahre alt ist und dieses Kriterium erfüllt, kann ohne Abschläge in Rente gehen. Allerdings verzichtet die Person auf die Erhöhung der Rente, die sich aus den zwei verbleibenden Arbeitsjahren ergeben hätte. Wer 35 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat, kann ebenfalls den Vorruhestand beantragen. In diesem Falle kommt es aber zu Abschlägen. Darüber hinaus gibt es noch weitere Kriterien, die einen Vorruhestand ermöglichen. Zu diesem gehören:

  • Erwerbsminderung, Erwerbsunfähigkeit oder Schwerbehinderung zu mindestens 50 Prozent (zusätzliche Voraussetzung: 35 Jahre mindestversichert)
  • bestimmte Berufe mit einer hohen Belastung (beispielsweise Pilot)
  • körperlich sehr anstrengende Berufe (beispielsweise Bau oder Bergbau)
  • Arbeitslose, die vor 1952 geboren und älter als 63 Jahre sind

Finanziellen Einbußen

Auch wenn der Vorruhestand in Deutschland eine Option ist, entscheiden sich viele Menschen dagegen. Der Hauptgrund dafür sind die finanziellen Abschläge, die man in diesem Falle hinnehmen muss. Pro Monat, den man vor dem tatsächlichen Rentenbeginn eher in den Ruhestand geht, sind dies 0,3 Prozent. Für ein Jahr summiert sich dies auf 3,6 Prozent. Der maximale Abschlag beträgt 14,4 Prozent. Die Minderung gilt dabei wohlgemerkt für die gesamte Rentendauer und nicht allein für den Zeitraum, bis man das tatsächliche Rentenalter erreicht hat. Aus diesem Grund sollte man sich seine Entscheidung genau überlegen und die Sache im Vorfeld gut durchrechnen.

Zudem hat der Gesetzgeber aber auch eine Möglichkeit vorgesehen, die Abschläge zu verhindern. Wer zum Antritt der Frührente den Betrag in die Rentenkasse einzahlt, der bis zur regulären Renteneintritt noch offen wäre, erhält die volle Rente. Diese Summe kann man auch in Form von Raten über mehrere Jahre vor dem geplanten Rentenbeginn zahlen.

Die Altersteilzeit und Zusatzverdienstmöglichkeiten

Um die Einbußen, die mit einem Vorruhestand einhergehen, zu mindern oder auszugleichen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum Einen hilft die private Vorsorge. Gerade in der heutigen Zeit nutzen viele Menschen Angebote, um durch zusätzliche Versicherungen später mehr Geld zur Verfügung zu haben. Darüber hinaus sind auch Nebenjobs und Zusatzverdienstmöglichkeiten eine Option. Hier muss man aber während der Frührente aufpassen. Die Einnahmen für Rentner dürfen nicht mehr als 450 Euro im Monat betragen, andernfalls drohen Rentenkürzungen.

Eine weitere Alternative zur Frührente ist die Altersteilzeit. Wer noch drei Jahre von der Rente entfernt ist, kann mit seinem Unternehmen ausmachen, dass er nur noch eine halbe Stelle arbeitet, für die Hälfte des Gehalts plus eine zwanzigprozentige Aufstockung. Ebenfalls möglich sind sogenannte Lebensarbeitszeitkonten. In dieses können Arbeitnehmer Gehalt, Überstunden, Arbeitgeberzuschüsse, Urlaubsgeld, Urlaubstage oder Weihnachtsgeld einzahlen, was ihnen später eine bezahlte Freistellung ermöglicht. So kann man seinen Vorruhestand aus diesen angesparten Dingen finanzieren und sich für die freie Zeit bis zur regulären Rente quasi von diesem Konto bezahlen lassen. / Fotoquelle: fotolia.de / © mindscanner

Autor: Deniz Wölk

Unser Hahn im Korb (der endlich Unterstützung bekommen hat). Deniz kommt aus der Versicherungsbranche und arbeitet schon lange als freiberuflicher Autor. Sein Wissen zu den Themen Versicherungen und Altersvorsorge ist unschlagbar und keiner schafft es, dieses so einfach herüber zu bringen wie er.