Rente langfristig planen: Kapitalbedarf im Alter oft unterschätzt

- 14.02.2015 von Marlen Schurr -

Private AltersvorsorgeDie Deutschen unterschätzen ihren Kapitalbedarf im Alter gründlich und vernachlässigen daher die private Altersvorsorge. Das ergibt sich zumindest aus Modellrechnungen des Bundesverbandes der Ruhestandsplaner.

 

Mancher lebt länger als gedacht

Die Ursache für die Fehleinschätzung ist einfach. Viele Bundesbürger gehen von einer zu niedrigen Lebenserwartung aus. Nur etwa zwanzig Prozent der Deutschen rechnen damit, einmal 90 Jahre alt zu werden. Die meisten sehen mit spätestens 80 das Lebensende gekommen. Tatsächlich werden die Menschen aber im Schnitt immer älter. Experten gehen davon aus, zwischen 55 und 70 Prozent der heutigen Bundesbürger ein Lebensalter von 90 Jahren oder mehr erreichen wird.

Dass die gesetzliche Rente alleine nicht ausreicht, den Lebensstandard im Alter zu sichern, ist inzwischen den meisten klar. Wer kann, sorgt daher privat vor. Wenn die persönliche Lebenserwartung zu niedrig eingeschätzt wird, ist aber die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Vorsorgevermögen nicht ausreichen wird. Irgendwann es aufgezehrt – unter Umständen lange, bevor der Tod eintritt. Die letzten Jahre sind dann möglicherweise mit starken Einschränkungen beim Lebensstandard verbunden. Altersarmut trotz privater Vorsorge – das ist eine reale Gefahr.

Früh mit der Vorsorge beginnen

Nur wer früh mit der Altersvorsorge beginnt, hat die Chance, sich entsprechend abzusichern. Das verdeutlicht folgendes Beispiel: ein Vierzigjähriger, der konstant 1.866 Euro netto im Monat verdient und erst in diesem Alter mit der Vorsorge beginnt, muss bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren monatlich 588 Euro sparen, um seinen Lebensstandard zu halten. Wenn er 90 wird, sind aber – unrealistische – 958 Euro nötig, um die Versorgungslücke zu schließen. Unterstellt wird dabei eine Durchschnitts-Rendite von 5 Prozent für Kapitalanlagen.

Kaum jemand ist in der Lage, mehr als die Hälfte seines Einkommens für Vorsorgezwecke zu sparen. Die Modellrechnung sieht aber ganz anders aus, wenn schon mit zwanzig mit der Altersvorsorge begonnen wird. Dann sind – unter sonst gleichen Annahmen – nur 180 Euro (bei 80 Jahren) bzw. 267 Euro (bei 90 Jahren) im Monat nötig.

Sicherlich sind solche Modellrechnungen eine Kalkulation mit vielen Unbekannten. Sie machen aber den Handlungsbedarf deutlich. Ein besonderes Problem ist dabei die unterstellte Rendite von 5 Prozent. Die erscheint angesichts der derzeitigen Zinssituation als illusorisch. Selbst in besseren Zeiten sind Zinssätze von fünf Prozent bei herkömmlichen Sparformen eher die Ausnahme.

Nicht nur aufs klassische Sparbuch bauen

Wie soll da die nötige Vermögensbildung gelingen? Die Antwort kann nur lauten, auf Diversifikation zu setzen und in mehrere Anlageklassen zu investieren. Die Deutschen konzentrieren sich bei ihren privaten Ersparnissen nach wie vor auf das klassische Sparbuch, Tagesgeld oder Festgeld. Diese Anlagen sind zwar sicher, aber wenig ertragreich. Nur wer bereit ist, in begrenztem Umfang auch Risiken einzugehen, kann auf höhere Renditen hoffen. Dabei geht es nicht um Spekulation, sondern um die richtige Mischung mit langfristiger Ausrichtung.

Das bedeutet, sich außer in traditionellen Bankeinlagen auch in Aktien, festverzinslichen Wertpapieren, Rohstoffen, Immobilien und anderen Anlagekategorien zu engagieren. Besonders gut ist das für ‚Kleinanleger‘ mit Investmentfonds möglich, die entsprechende Anlagestrategien verfolgen. Als bezüglich Kosten und Nutzen besonders geeignet haben sich dabei Indexfonds – auch ETF (für Exchange Traded Funds) – erwiesen. Sie machen es möglich, einfach in ganze Märkte zu investieren und dabei Risiken breit zu streuen. Es kommt bei der privaten Vorsorge nicht nur darauf an, rechtzeitig anzufangen sondern auch die richtige Vermögensstrategie zu betreiben. / Fotoquelle: fotolia.de / © Andrey Popov

Autor: Marlen Schurr

Eine Autorin der ersten Stunde und Frauchen von Emma. Marlen hat Betriebswirtschaft studiert und danach lange bei einer großen Bank gearbeitet. Finanzen und Wirtschaftsthemen sind ihr Steckenpferd, auch bei der Altersvorsorge weiß sie, wovon sie schreibt. Während ihrer Elternzeit hat sie zum Glück immer wieder Zeit gefunden, sich durch Seminare und Vorträge auf dem Laufenden zu halten und arbeitet inzwischen wieder stundenweise in ihrem alten Job, getreu dem Motto „einmal Banker, immer Banker“. Wir freuen uns, dass sie auch den Weg zu uns zurückgefunden hat und wieder da ist!