Riester-Rente: Droht den Versicherten ein Verlustgeschäft?

- 15.03.2016 von Sonja Hess -

Rente RiesterDie Riester-Rente, benannt nach dem früheren Gewerkschaftsfunktionär und SPD-Arbeitsminister Walter Riester, sorgt bei vielen Bürgern für Frustration und Verunsicherung. Das im Jahr 2002 eingeführte Modell einer staatlich geförderten Komponente der privaten Altersvorsorge wird zudem von zahlreichen Politikern und Verbraucherschützern kritisiert. Zum einen gilt sie als überteuert und renditeschwach, zum anderen als zu bürokratisch, kompliziert und intransparent.

Unterschiedliche Varianten möglich – überschaubares Renditeplus durch Förderung

Grundsätzlich haben die Kunden bei der Riester-Rente die Wahl zwischen vier verschiedenen Varianten. Sie können sich für einen Banksparplan, einen Fondssparplan, eine Rentenversicherung und eine fondsgebundene Rentenversicherung entscheiden, wobei Banksparpläne aufgrund der nun schon seit Jahren anhaltenden Niedrigzinsphase für Anleger wenig attraktiv sind. Darüber hinaus wurde später noch die Variante „Wohn-Riester“ eingeführt, bei der Anleger mittels ihrer Beiträge und der staatlichen Förderung Immobilienkredite tilgen oder in Bausparverträge einzahlen können.

Der Abschluss einer Riester-Rente kann sich für Bezieher niedriger Einkommen lohnen, verliert aber mit zunehmendem Jahreseinkommen immer mehr an Attraktivität. Förderfähig sind Zahlungen in eine der genannten Altersvorsorgeformen bis zu einer Höhe von vier Prozent des Einkommens. Dabei gilt jedoch eine Bemessungsgrenze von 50.850 Euro pro Jahr.

Förderung wirkt sich mit steigendem Einkommen immer weniger aus

Je höher das Einkommen, desto geringer wirkt sich die Förderung deshalb aus. In Abhängigkeit vom geleisteten Eigenbeitrag wird eine staatliche Förderung von bis zu 154 Euro pro Person gewährt, dazu kommen gegebenenfalls noch 300 Euro für jedes Kind, das nach dem Jahr 2008 geboren wurde. Für Personen mit geringem Einkommen und kleinen Kindern kann durch die staatliche Förderung auch bei einer an und für sich unattraktiven Anlageform noch eine rechnerisch attraktive Rendite erzielt werden, so dass sich der Abschluss einer Riester-Rente für diese Zielgruppe am ehesten lohnt. Allerdings sind die eingezahlten Beiträge und das dadurch aufgebaute Vermögen für die Altersvorsorge so gering, dass der Nutzen im Alter von Kritikern allenfalls mit „besser als nichts“ charakterisiert wird.

Bei Besserverdienern relativiert sich der renditesteigernde Effekt allein schon durch die Beitragsbemessungsgrenze und die in Relation zum Einkommen vergleichsweise geringen Förderbeträge erheblich, sodass sie mit anderen Alternative bei der privaten Altersvorsorge oftmals besser bedient sein dürften. Den für einen Großteil der potenziellen Sparer vergleichsweise mageren Renditechancen steht bei der Riester-Rente eine große Zahl an bürokratischen Regelungen gegenüber, die ebenfalls nicht gerade zu einer höheren Attraktivität beitragen. Auch wenn eine Abschaffung der Riester-Rente nach Einschätzung von Experten auf absehbare Zeit nicht sehr wahrscheinlich ist, dürfte sie dennoch stark an Bedeutung verlieren, sobald eine kostengünstigere und auch im Hinblick auf die Rendite attraktivere Alternative wie die derzeit diskutierte „Deutschland-Rente“ verfügbar ist.

Geringe Transparenz verunsichert Verbraucher

Ein Problem, das neben der geringen Renditechance viele Verbraucher verunsichert, ist die geringe Transparenz der Riester-Verträge, die auch den Vergleich unterschiedlicher Angebote erheblich erschwert. Die tatsächlichen Kosten des eigenen Vertrages und die am Ende erzielbare Rendite sind praktisch keinem „Riester-Sparer“ bekannt. Fest steht lediglich, dass am Ende mindestens die eingezahlten Beiträge und die gewährte staatliche Förderung ausgezahlt werden, wobei es dann durchaus möglich wäre, dass nach Berücksichtigung der Inflation keine oder womöglich gar eine negative Rendite übrig bleibt. Dass das Ganze zudem auch noch als äußerst bürokratisch empfunden wird, liegt nicht zuletzt daran, dass mit Arbeitgeber, Rentenversicherung, Finanzamt, Krankenkasse und Vertragsanbieter nicht weniger als fünf verschiedene Stellen in den Abschluss und die Abwicklung eines Riester-Vertrages involviert sind.

Nennenswertes Wachstum nur bei „Wohn-Riester“

Da neben Banksparplänen auch Rentenversicherungen unter den Niedrigzinsen leiden, wird auch diese Variante der Riester-Rente nur wenig nachgefragt. Fondssparpläne und fondsgebundene Rentenversicherungen können zwar von höheren Renditen an den Aktienmärkten profitieren, doch da der Kapitalerhalt zum Vertragsende zu garantieren ist, müssen die Anbieter sie mit Absicherungsstrategien kombinieren, die wiederum die Rendite schmälern. Diejenigen Anleger, die sich bewusst für die Inkaufnahme der Volatilitätsrisiken am Aktienmarkt entscheiden, um höhere Renditechancen zu nutzen, ziehen deshalb meist Fondssparpläne oder fondsgebundene Rentenversicherungen außerhalb von Riester-Verträgen vor.

Die einzige Variante, die zuletzt noch nennenswerte Zuwächse verbuchen konnte, ist „Wohn-Riester“. Hier kommt den Sparern zugute, dass sie damit ihr Wohneigentum wesentlich schneller entschulden können, und ein Immobilienkauf auf Kredit ist zurzeit angesichts der geringen Zinsen an vielen Standorten wirtschaftlich interessanter als Anlagen bei Banken oder Rentenversicherungen, wenngleich die Kaufpreise zumindest in den meisten Ballungsräumen schon deutlich gestiegen sind.

Alternativen zur Riester-Rente

Wer aufgrund der geringen Rendite, der damit verbundenen Bürokratie und der Intransparenz keinen Riester-Vertrag abschließen möchte, kann für seine private Altersvorsorge andere Alternativen nutzen, die bessere Renditechancen bieten. Das gilt vor allem für diejenigen Sparer, die gut verdienen. Sie können beispielsweise mit einem Indexfonds-Sparplan dank geringerer Kosten und höherer Renditechancen bessere Resultate erzielen als bei einem Riester-Fondssparplan. / Fotoquelle: fotolia.de / © Marco2811

Autor: Sonja Hess

Freiberufliche Autorin und Powerfrau, die sich in allen Bereichen zum Thema Arbeitsrecht, Finanzen und Karriere auskennt. Sie macht uns vor, dass es kein Problem ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. 2012 hat sie ihren ersten Text für uns geschrieben und nach einer etwas längeren Babypause freut sie sich nun, wieder die Ärmel hochkrempeln und schreiben zu können