Duale Ausbildung in Deutschland – Vorbild für andere

- 01.12.2014 von Sonja Hess -

System der dualen BerufsausbildungLange wurde sie international wenig beachtet – die duale Ausbildung in Deutschland. Seit viele Länder mit Rekord-Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen haben, hat sich das geändert. Das deutsche System gilt inzwischen als Vorbild.

Modell für zügigen Arbeitseinstieg

In den krisengeschüttelten Staaten Südeuropas haben Jugendliche derzeit besonders schlechte Karten beim Berufseinstieg. Zum Teil sind Arbeitslosenquoten von über 50 Prozent festzustellen. Eine ganze Generation ist in Spanien oder Griechenland mit beruflicher Perspektivlosigkeit konfrontiert. Aber auch in vielen anderen Staaten ist die Jugendarbeitslosigkeit ein ernstes Problem. Dagegen nimmt sich die deutsche Situation mit einer Arbeitslosenquote von 7,4 Prozent bei jungen Erwachsenen geradezu idyllisch aus.

Im System der dualen Ausbildung in Deutschland wird ein Grund für die vergleichsweise gute Beschäftigungslage junger Menschen gesehen. Die Verbindung von praktischer Ausbildung und theoretischem Unterricht ist offenbar ein besonders geeignetes Instrument, um Jugendliche in das Berufsleben einzuführen. In anderen Ländern erfolgt die Ausbildung häufig zunächst in einer Schule, danach in einer Lehrwerkstatt. Erst anschließend geht es in das richtige Arbeitsleben – falls überhaupt eine Stelle gefunden wird. Für viele bedeutet das einen Praxisschock. Deutsche Auszubildende werden dagegen relativ schnell mit dem Berufsalltag konfrontiert. Die zügige Einbindung in den Arbeitsprozess ist offenbar von Vorteil.

Nicht schnell zu kopieren

Es überrascht daher nicht, dass sich derzeit viele ausländische Bildungsfachleute, Politiker und Wirtschaftsvertreter auf den Weg nach Deutschland machen, um die duale Ausbildung zu studieren. Die Übernahme des deutschen Modells könnte ein Lösungsansatz für die Probleme zu Hause sein. Experten warnen allerdings vor übertriebenem Optimismus. Denn für kurzfristige Effekte taugt die duale Ausbildung nicht. Ihre Einführung bedeutet einen Paradigmenwechsel in den jeweiligen Ländern, es wäre zunächst einmal die nötige Infrastruktur und ein rechtlicher Rahmen für ein solches System zu schaffen. Das geht erfahrungsgemäß nicht von heute auf morgen.

Bis die duale Ausbildung woanders greift, wird es also noch Zeit brauchen. Eine Alternative für viele Jugendliche aus anderen europäischen Ländern könnte die duale Ausbildung in Deutschland selbst sein. Viele Betriebe hierzulande suchen angesichts geburtenschwacher Jahrgänge und drohenden Fachkräftemangels händeringend nach qualifiziertem Nachwuchs.

Keine Lösung für alle Probleme

Es sollte auch nicht übersehen werden, dass es durchaus Probleme gibt. So hat die duale Ausbildung nicht verhindern können, dass Ungleichgewichte bei Angebot und Nachfrage vorhanden sind. Viele junge Erwachsene drängen vor allem in kaufmännische und büroorientierte Tätigkeiten. Hier gibt es Lehrstellenmangel. Andere Branchen mit mehr handwerklich oder serviceorientierten Ausbildungswegen können ihre Ausbildungsstellen dagegen kaum besetzen.

Und viele, die bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz leer ausgegangen sind, befinden sich im sogenannten Übergangssystem, einer öffentlich geförderten Grauzone zwischen Arbeitslosigkeit und Ausbildung. Rund 200.000 bis 300.000 Jugendliche, vor allem mit niedriger schulischer Qualifikation oder ohne Abschluss sammeln sich hier. Auch für diese Gruppe sind Lösungen notwendig.

Es geht nicht ohne Wachstum

So positiv der Beitrag der dualen Ausbildung für eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit zu bewerten sein mag, noch wichtiger sind gute wirtschaftliche Perspektiven. Daran hakt es in vielen anderen Ländern derzeit besonders. / Fotoquelle: fotolia.de / © Jeanette Dietl

Autor: Sonja Hess

Freiberufliche Autorin und Powerfrau, die sich in allen Bereichen zum Thema Arbeitsrecht, Finanzen und Karriere auskennt. Sie macht uns vor, dass es kein Problem ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. 2012 hat sie ihren ersten Text für uns geschrieben und nach einer etwas längeren Babypause freut sie sich nun, wieder die Ärmel hochkrempeln und schreiben zu können