Fachkräftemangel in MINT-Berufen: Ausländische Studenten sollen für Ausgleich sorgen

- 15.05.2014 von Marlen Schurr -

steuerfreie PC Nutzung von ArbeitnehmernDie Zukunft der deutschen Wirtschaft hängt entscheidend von ihrer Innovationsfähigkeit ab – eine bisher gut gemeisterte Herausforderung. Doch es gibt Anlass zur Sorge: in den MINT-Berufen droht dramatischer Fachkräftemängel. Ausländische Studenten sollen künftige Lücken schließen.

Innovation im Wettbewerb entscheidend

MINT – dieses Kürzel steht für Ausbildungswege, Studiengänge und Berufe in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Technisches und ingenieurwissenschaftliches Know How ist bislang eine der großen Stärken der deutschen Unternehmen im internationalen Wettbewerb gewesen. Der Wissensvorsprung in vielen Bereichen sicherte trotz hoher Lohnkosten Deutschlands hervorragende Position auf den Weltmärkten.

Demografischer Wandel und steigender Bedarf

Doch dieser Vorteil droht verloren zu gehen, denn der demografische Wandel macht sich gerade in den MINT-Berufen gravierend bemerkbar. In den nächsten Jahren werden viele hochqualifizierte Ingenieure und Techniker altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden. In seinem MINT-Herbstreport 2013 stellt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) fest, dass pro Jahr mindestens 50.000 Fachkräfte in den Ruhestand gehen werden – Tendenz steigend. Auf der anderen Seite steigt gleichzeitig der Bedarf an MINT-Personal. Es geht also nicht nur darum, ausscheidende Arbeitskräfte zu ersetzen, sondern auch die wachsende Nachfrage zu decken. Zwischen 2015 und 2020 werden pro Jahr etwa 110.000 MINT-Stellen neu zu besetzen sein, so die Schätzung.

Langfristig weniger deutsche MINT-Studenten

Die deutschen Hochschulen werden dabei zunehmend Probleme haben, alleine mit deutschen Studenten genügend Nachwuchskräfte auszubilden. Denn die Zahl der Schüler, die sich in MINT-Studiengängen einschreiben, geht zurück. In zehn Jahren wird sie nach der IW-Prognose um 80.000 niedriger liegen als heute. Dabei macht sich nicht zuletzt die Tatsache bemerkbar, dass es aufgrund der niedrigen Geburtenraten immer weniger Schüler geben wird. Außerdem brechen gerade in den MINT-Fächern besonders viele ihr Studium ab.

Maßnahmen von der Politik gefordert

Vor diesem Hintergrund richtet sich der Blick verstärkt auf qualifizierte Nachwuchskräfte aus dem Ausland. Das deutsche MINT-Forum, ein Zusammenschluss von Arbeitgeberverbänden, Industrie- und Handelskammern und der Hochschulrektorenkonferenz, will von der Politik Maßnahmen fordern, um die drohende Lücke zu schließen. Es soll darum gehen, gezielt ausländische Studenten für MINT-Studiengänge und die Beschäftigung in deutschen Unternehmen zu gewinnen. Dazu soll ein ganzes Maßnahmenbündel helfen. Gefordert werden u.a.

  • die Bündelung bestehender Initiativen zur Gewinnung ausländischer Studenten im Rahmen einer schlagkräftigen Kampagne;
  • ein spezielles MINT-Stipendium für ausländische Studenten, das privat und staatlich finanziert wird;
  • gezielte Studentenwerbung an den deutschen Schulen im Ausland;
  • eine bessere Betreuung ausländischer Studenten durch die Universitäten, zum Beispiel durch die Einrichtung spezieller ‚internationaler Zentren‘ an den Universitäten oder einen Internationalisierungs-Wettbewerb unter den Hochschulen.

Nötig: Willkommenskultur

Offensichtlich ist es notwendig, sich intensiver als bisher um die ausländischen Studenten zu kümmern und mehr für deren Integration zu tun. Denn von den Hochschulabsolventen aus anderen Ländern bleibt nach dem Studium etwa nur ein Viertel zur Arbeit in Deutschland. Bezogen auf die MINT-Studiengänge könnte damit gerade mal ein jährlicher Arbeitskräftebedarf von 5.000 gedeckt werden – nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Autor: Marlen Schurr

Eine Autorin der ersten Stunde und Frauchen von Emma. Marlen hat Betriebswirtschaft studiert und danach lange bei einer großen Bank gearbeitet. Finanzen und Wirtschaftsthemen sind ihr Steckenpferd, auch bei der Altersvorsorge weiß sie, wovon sie schreibt. Während ihrer Elternzeit hat sie zum Glück immer wieder Zeit gefunden, sich durch Seminare und Vorträge auf dem Laufenden zu halten und arbeitet inzwischen wieder stundenweise in ihrem alten Job, getreu dem Motto „einmal Banker, immer Banker“. Wir freuen uns, dass sie auch den Weg zu uns zurückgefunden hat und wieder da ist!