Wer erfolgreich werden will, verbindet mit dem Begriff Arbeit oftmals positive Aspekte. Dazu gehören beispielsweise Erfolg, Unabhängigkeit, Leistungswillen, Karriere und Selbstbewusstsein. Mitunter kann Arbeiten aber auch zu einer Sucht werden, die für den Betroffenen negative Folgen haben kann. Menschen, die darunter leiden, heißen Workaholics.
Was sind Workaholics?
Das Kunstwort setzt sich aus den beiden englischen Wörtern ‚work‘ für Arbeit und ‚alcoholic‘ für Alkoholiker zusammen. Die deutsche Übersetzung, die jedoch nur wenig benutzt wird, lautet Arbeitssüchtiger. Workaholics sind Menschen, die süchtig nach Arbeit sind. Ein Workaholic arbeitet nicht um zu leben, sondern lebt um zu arbeiten. In der Medizin wird Arbeitssucht als eine stoffungebundene Sucht klassifiziert. Wie jede andere Sucht auch, muss die Dosis des Suchtmittels mehr und mehr erhöht werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Workaholics definieren sich ausschließlich über die Arbeit. Sie fühlen ein inneres Streben, mehr und mehr zu arbeiten. Gleichzeitig neigen sie zum Perfektionismus. Die Arbeit wird zum wichtigsten Bestandteil des Lebens. Das Selbstwertgefühl wird nur noch durch die Arbeit definiert. Workaholics kennen keinen Feierabend. Sie vernachlässigen Freunde, Familie und soziale Beziehungen zugunsten ihrer Arbeit.
Eigenen Angaben zufolge schätzen mehr als 20 Millionen Menschen in Deutschland ein, dass sie zu viel arbeiten. Als akut arbeitssüchtig gelten davon ungefähr 200.000 bis 300.000 Personen.
Ab wann wird ein Arbeitnehmer zum Workaholic?
Der Beginn der Sucht lässt sich nicht durch die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden definieren. In vielen Berufen ist es üblich, Überstunden zu machen. Im Gegensatz zum normalen Arbeitnehmer kann der Workaholic aber nicht abschalten. Selbst in der Freizeit oder im Urlaub kreisen seine Gedanken ständig um die Arbeit. Die Familie und persönliche Beziehungen werden vernachlässigt. Ein Ausfall oder längeres Pausieren kommen nicht in Frage. Selbst bei Krankheit muss die Arbeit fortgesetzt werden. Um Befriedigung zu erzielen, muss immer mehr gearbeitet werden. Wenn das nicht möglich ist, kommt es zu körperlichen Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen, Nervosität, Herz-Kreislaufproblemen oder Depressionen.
Wer ist gefährdet?
Arbeitssucht kommt nicht nur bei Führungskräften vor, ist dort aber besonders häufig. Sie kann im Prinzip jeden treffen. Besonders gefährdet sind alle, die in Berufen mit hohem Leistungsdruck arbeiten und bei denen es keine klar festgelegten Arbeitsstunden gibt. Dazu gehören:
- Manager
- Ärzte
- Lehrer
- Kranken- und Altenpfleger
- Selbstständige
Sogar Handwerker und Arbeitslose können zu Workaholics werden. Letztere arbeiten beispielsweise zu viel im Haus oder im Garten, in einem Verein oder im Ehrenamt.
Warum wird ein Mensch zum Workaholic?
Der Grund dafür liegt nicht selten im sozialen Umfeld der Betroffenen. Sie suchen nach Anerkennung, haben private Probleme, sind einsam oder es klappt nicht in der Beziehung. Manchmal machen auch die Kinder Probleme. Betroffene finden bei den Menschen ihrer Umgebung keine Anerkennung oder sie reicht ihnen nicht aus. Deswegen lenken sie ihre Energie auf die Arbeit, weil dort die Welt scheinbar noch in Ordnung ist. Auf der Arbeit erhalten sie Achtung und Anerkennung. Sie werden gelobt und können beweisen, wie leistungsfähig sie sind. Daraus entsteht der Impuls, immer mehr zu arbeiten. Die Arbeitssucht entwickelt sich nicht über Nacht, sondern in mehreren Phasen.
Wie gefährlich ist Arbeitssucht?
Unbehandelt stellt Arbeitssucht eine ernste Gefahr für die Gesundheit dar. Zu den häufigsten Problemen, die sie verursacht, gehören:
- hoher Blutdruck
- Schlafstörungen
- Depressionen
- Tinnitus
- chronische Kopfschmerzen
- Magengeschwüre
- Herzschmerzen
Auf sozialem Gebiet kann Arbeitssucht zum Scheitern einer Beziehung führen oder dazu, dass sich die eigenen Kinder vom Workaholic abwenden. Oft sind Workaholics bereits ab Mitte 50 arbeitsunfähig. Sie bekommen häufiger einen Schlaganfall und sterben im Durchschnitt früher. In Japan heißt das Phänomen Karoshi = Tod durch Überarbeitung und kommt immer häufiger vor.
Was können Betroffene tun?
Wer erkennt, dass er ein Workaholic ist, hat bereits den wichtigsten Schritt auf dem Weg zur Heilung beschritten. Der Prozess kann durch eine Reihe von Maßnahmen unterstützt werden:
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- pünktlich Feierabend machen, auch wenn die Arbeit noch nicht erledigt ist
- keine Arbeit mit nach Hause nehmen
- ein Arbeitshandy anschaffen, um Privates und Dienstliches zu trennen
- mehr Zeit mit Freunden und der Familie verbringen
- sich ein Hobby anschaffen, um die Freizeit sinnvoll zu verbringen
In schweren Fällen gibt es auch Psychiater oder Psychotherapeuten, die Therapien anbieten, damit sich die Chance, der Sucht nach Arbeit Herr zu werden, erhöht. / Fotoquelle: © Stokkete – Shutterstock.com