Die verschiedenen Arbeitszeitmodelle

- 16.01.2019 von Marlen Schurr -

Arbeitzeit und FlexibilitätFür Unternehmen ist es in der heutigen Zeit immens wichtig, die Fachkräfte der jeweiligen Branche für eine langfristige Tätigkeit in dem Betrieb zu interessieren. Während auf der einen Seite natürlich der Verdienst sowie die Aufstiegschancen in dem Unternehmen als wichtige Anhaltspunkte für die Bewerbungsentscheidung angesehen waren, so ist selbstverständlich auch die Arbeitszeit ein durchaus wichtiger Faktor. Studien belegen eindeutig, dass der klassische 8-Stunden-Arbeitstag mit fest verbindlichen Zeiten als Auslaufmodell anzusehen ist, da sich gerade Fachkräfte eine größere Flexibilität bezüglich der Arbeitszeit wünschen. Dies ist für ein Unternehmen durchaus umsetzbar, da diese auf verschiedene Arbeitszeitmodelle zurückgreifen können, sodass der betriebliche Ablauf der Kerntätigkeiten nicht einmal unter der Flexibilität zu leiden hat.

Die gängigsten Modelle für Familien

Teilzeit

Die Kinderbetreuung ist in der heutigen Zeit bedingt durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten für viele Arbeitnehmer zu einem regelrechten Spagat geworden. Mit der Teilzeit jedoch, also mit der Verkürzung der wöchentlichen Arbeitsstunden, kann der Arbeitnehmer äußerst flexibel seine beruflichen und privaten Verpflichtungen miteinander verknüpfen, ohne dass eine von beiden Seiten des Lebens zu kurz kommen würde.

Grundsätzlich äußert sich das Teilzeitmodell durch eine Arbeitszeitverkürzung, wobei hier zwischen der sogenannten vollzeitfernen und der vollzeitnahen Teilzeit unterschieden wird, deren Hauptunterschied in der Stundenanzahl zu finden ist.

Unter der vollzeitfernen Teilzeit versteht man die typische Halbtagsstelle. Die vollzeitnahe Teilzeit beginnt mit einer wöchentlichen Mindeststundenzahl von 30 Stunden und mehr und wird für gewöhnlich durch die Wochentageregelung oder individuell nach Arbeitsanfall praktisch umgesetzt. Der Nachteil für den Arbeitnehmer liegt bei beiden Modellen allerdings in der Tatsache, dass eine Teilzeitregelung mit Verdiensteinbußen verbunden ist.

Gleitzeit

Ein weiteres beliebtes Arbeitszeitmodell ist die Gleitzeit, da sie dem Arbeitnehmer eine größere Flexibilität in Bezug auf seinen Arbeitsbeginn ermöglicht. So kann beispielsweise auf die Kindergarten- bzw. Schulzeiten der Kinder eingegangen werden, ohne dass diese Flexibilität mit Verdiensteinbußen wie bei der Teilzeit einhergeht. Sofern der Arbeitsauftrag des Arbeitnehmers nicht an bestimmte Zeiten gebunden ist und der Arbeitsablauf in der Firma nicht durch das spätere Erscheinen des Arbeitnehmers beeinflusst wird, spricht eigentlich nichts gegen ein derartiges Modell. Gravierende Nachteile sind für beide Seiten nicht vorhanden, im Gegenteil: Ein Arztbesuch am frühen Morgen oder ein Konzertbesuch am Vortag, der ein späteres Erscheinen am Arbeitsplatz nötig macht, verringert die Arbeitsleistung nicht mehr in dem Ausmaß wie bei fixen Arbeitszeiten.

Telearbeit

Es ist in gewissen Unternehmen sogar möglich, die Aufgaben des Arbeitnehmers auf die sogenannte Telearbeit (ehemals Home-Office) umzuwälzen – ein Arbeitszeitmodell, das in den letzten Jahre stark gewachsen ist. In derartigen Fällen nimmt der Arbeitnehmer seine betrieblichen Aufgaben mithilfe von technischen Möglichkeiten von zuhause aus wahr und kann somit die beruflichen Verpflichtungen mit den privaten erheblich besser miteinander vereinbaren. Ein konzentrierteres und effektiveres Arbeiten ist hier im Gegensatz zum Großraumbüro auf alle Fälle eher möglich.

Minijob

Sehr viele Arbeitnehmer nehmen letztlich auch einen Minijob wahr, um nach einer längeren Auszeit einen geregelten Einstieg in das Berufsleben besser durchführen zu können. Obgleich der Verdienst auf 450 Euro monatlich begrenzt ist, bietet dieses Arbeitszeitmodell eine größere Flexibilität im Hinblick auf Freizeit und Familie.

Sabbatjahr (Sabbatical)

Auch das sogenannte Sabbatjahr wird sehr gern in Anspruch genommen. Je nach Vereinbarung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber verbringt der Arbeitnehmer ein Jahr in Teilzeit bei einer geringen Verdiensteinbuße oder nimmt ein ganzes Jahr als Auszeit, wobei natürlich zuvor eine entsprechende Zeit in Vollzeit mit geringerem Einkommen gearbeitet werden musste. Das Sabbatical beruht auf einer individuellen Vereinbarung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber und kann im Einzelfall sogar verkürzt oder verlängert werden.

Beliebte Modelle für Arbeitgeber

Schichtarbeit

In zahlreichen Betrieben wird der reibungslose Ablauf der betrieblichen Kerntätigkeiten durch die sogenannte Schichtarbeit ermöglicht. In Früh-/Spät- sowie Nachtschichten und an den Wochenenden wird gewährleistet, dass immer eine Schicht den Kerntätigkeiten des Unternehmens nachkommt.

Insbesondere in der Möbel- und Lebensmittelindustrie, im öffentlichen Dienst bei der Polizei oder im Justizvollzug sowie im Kranken- und Pflegebereich, wo stets mehrere Personen rund um die Uhr anwesend sein müssen, ist das Schichtmodell sehr weit verbreitet. Der Vorteil für den Arbeitnehmer liegt in den höheren Verdienstmöglichkeiten durch die Arbeit zu ungünstigen Zeiten, der Nachteil liegt eindeutig in der körperlichen Belastung. Dennoch entscheiden sich immer häufiger Arbeitnehmer für ein Wechsel in die Schicht, da insbesondere in den Spät- und Nachtschichten eine gesteigerte Tagesfreizeit gegeben ist. Allerdings bedarf es bei der Wechselschicht einer gewissen Eingewöhnungsphase, die körperliche Belastung sollte hier nicht unterschätzt werden.

Job-Sharing

Auch das sogenannte Job-Sharing ist ein Arbeitszeitmodell, auf das Arbeitgeber gerne zurückgreifen. Hier teilen sich mehrere Arbeitnehmer einen Posten in einem Unternehmen. Der Vorteil ist, dass bei Krankheit oder Urlaub immer ein Arbeitnehmer anwesend ist, der genau um die anstehenden Arbeiten Bescheid weiß und Wichtiges nicht liegen bleibt. Allerdings erfordert gerade dieses Arbeitszeitmodell sehr viel Koordination der jeweiligen Kollegen untereinander. / Fotoquelle: fotolia.de / © Markus Mainka

Autor: Marlen Schurr

Eine Autorin der ersten Stunde und Frauchen von Emma. Marlen hat Betriebswirtschaft studiert und danach lange bei einer großen Bank gearbeitet. Finanzen und Wirtschaftsthemen sind ihr Steckenpferd, auch bei der Altersvorsorge weiß sie, wovon sie schreibt. Während ihrer Elternzeit hat sie zum Glück immer wieder Zeit gefunden, sich durch Seminare und Vorträge auf dem Laufenden zu halten und arbeitet inzwischen wieder stundenweise in ihrem alten Job, getreu dem Motto „einmal Banker, immer Banker“. Wir freuen uns, dass sie auch den Weg zu uns zurückgefunden hat und wieder da ist!