Introvertiert sein und trotzdem Karriere machen

- 07.09.2022 von Deniz Wölk -

Meeting und ZielsetzungIntrovertierte Mitarbeiter bleiben lieber im Hintergrund, prahlen nicht mit ihren guten Leistungen und Netzwerken fällt ihnen schwer. Trotz allem ist auch für diese Mitarbeiter eine große Karriere möglich.

Die heutige Welt scheint denjenigen zu dienen, die am lautesten schreien. Introvertierte Menschen sollten allerdings nicht versuchen, sich in die Form einer anderen Person zu pressen. Es ist zwar möglich, sich ein extravertiertes Verhalten anzueignen und die eigene Introvertiertheit zu unterdrücken. Jedoch ist der Preis dafür ein ständiger Zustand von Unbehagen und Stress. Besser und deutlich nachhaltiger ist es, sich selbst zu akzeptieren und die stillen Stärken für den beruflichen Werdegang gewinnbringend zu nutzen.

Introvertierte Menschen sind gute Zuhörer

Als eifrige Zuhörer können diese Personen Informationen aufnehmen, die extrovertierte Menschen womöglich überhören. Introvertierte Leute sind dafür bekannt, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Daher bekommen sie oftmals mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung von anderen, wenn sie sprechen. Dadurch, dass Introvertierte gute Zuhörer sind, bauen sie tiefe Verbindungen zu den Menschen in ihrem Umfeld auf. Empathie wird zunehmend als wertvoller Soft Skill anerkannt.

Besonders für Unternehmen, die auf der Suche nach Führungskräften sind, ist dieser weiche Faktor interessant, da Teams so effektiver geführt werden können. Der Führungsstil der Boomer passt nicht mehr gut zur heutigen Arbeitswelt. Sie neigen dazu, Loyalität zu fordern, Autorität zu respektieren und eine starre Befehlskette durchzusetzen. Dieser Stil führt immer mehr zu Konflikten mit den nachfolgenden Generationen, weil diese andere Wertvorstellungen haben. Es ist daher wenig überraschend, dass immer mehr Unternehmen einen empathischeren Führungsstil einbringen wollen. Und hier bietet sich der Einsatz introvertierter Führungskräfte regelrecht an, denn die Fähigkeit, zuzuhören, zu verstehen und sich einzufühlen, ist für Introvertierte oft eine Selbstverständlichkeit.

Anderes Denken als weitere positive Eigenschaft von stillen Menschen

Im Gehirn von Introvertierten sollen Regionen, die mit abstraktem Denken und Entscheidungsfindung zu tun haben, besonders ausgeprägt sein. Dies könnte zum Teil die Vorliebe des Introvertierten für bewusste Denkprozesse erklären. Im Gegensatz dazu haben Extrovertierte die Tendenz, eher im Moment zu leben. Introvertierte Menschen brauchen oftmals Zeit für sich, um zu lesen, zu recherchieren, tiefgründig nachzudenken, Optionen zu bewerten und ihre eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen. Daher beruhen ihre Entscheidungen in der Regel auf einer profunden Basis. Darüber hinaus arbeiten introvertierte Menschen ruhig, konzentriert und sind bekannt für ihre Beharrlichkeit – allesamt Fähigkeiten, die Arbeitgeber sehr schätzen.

Netzwerken ist für Introvertierte ebenfalls möglich

Den Raum betreten, als gehöre er einem selbst oder die Leute mit dem eigenen Charme verblüffen – so sieht wohl das ideale Networking aus. Mit einem guten Plan können auch introvertierte Menschen wertvolle Kontakte knüpfen. Sich vor einer Veranstaltung zu überlegen, was überhaupt erreicht werden soll und sich realistische Erwartungen zu setzen, helfen enorm. Auch das Üben einer Rede oder eines Vortrags kann enorm helfen. Die Zielsetzung kann am Anfang niedrig gesetzt werden. Zum Beispiel so, dass man sich sagt, heute reicht es, lediglich einen bedeutungsvollen Kontakt zu knüpfen. Mit jedem Erfolgserlebnis wird die Zielsetzung höher gesetzt, bis irgendwann das Networking fast automatisch abläuft. Das ist auf lange Sicht produktiver.

Ungewöhnliche Fragen und Eisbrecher im eigenen Repertoire zu haben, sind ebenfalls vorteilhaft. Diese Optionen können genutzt werden, wenn einem die richtigen Worte für den passenden Gesprächsanfang fehlen. Außerdem steigt auf diese Weise die Wahrscheinlichkeit, bei den anderen Teilnehmern im Gedächtnis zu bleiben. Ein letzter Hinweis: Networking-Veranstaltungen können das Schlimmste bei einem introvertierten Menschen hervorrufen. Es ist hilfreich, den inneren Kritiker auszuschalten oder zumindest die Lautstärke des negativen Geplappers zu reduzieren. Denn in der Regel wird es mit jedem Mal besser und einfacher. / Fotoquelle: © Jacob Lund – Shutterstock.com

Autor: Deniz Wölk

Unser Hahn im Korb (der endlich Unterstützung bekommen hat). Deniz kommt aus der Versicherungsbranche und arbeitet schon lange als freiberuflicher Autor. Sein Wissen zu den Themen Versicherungen und Altersvorsorge ist unschlagbar und keiner schafft es, dieses so einfach herüber zu bringen wie er.