Mehr Freizeit oder mehr Geld?

- 16.10.2025 von Martina Lücking -

Urlaubstage und Überstunden im direkten Vergleich

In der modernen Arbeitswelt ist der Umgang mit Arbeitszeit ein zentrales Thema für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen. Oftmals stellt sich die Frage: Soll man Überstunden abbauen oder in Form von Freizeit entlohnen lassen? Während einige Arbeitnehmer, die in besonders arbeitsintensiven Branchen tätig sind, sich über einen hinzugewonnenen freien Tag freuen, ziehen andere ein höheres monatliches Einkommen durch die Auszahlung von Überstunden vor. Dieser Artikel beleuchtet die Vor- und Nachteile beider Optionen, um Entscheidungshilfen zu geben.

Der rechtliche Rahmen

In Deutschland ist die Arbeitszeit im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) geregelt. Standardmäßig sieht dieses Gesetz eine maximale Arbeitszeit von acht Stunden pro Werktag vor, die in Ausnahmefällen bis zu zehn Stunden verlängert werden kann, wenn innerhalb von sechs Monaten ein Ausgleich durch kürzere Arbeitszeiten erfolgt. Urlaubstage hingegen sind durch das Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) definiert, das jedem Arbeitnehmer mindestens 24 Werktage bei einer Sechs-Tage-Woche zusichert.

Überstunden: Vergütet oder abgefeiert?

Überstunden, auch Mehrarbeit genannt, entstehen, wenn die vertraglich festgelegte Arbeitszeit überschritten wird. Die Entscheidung, Überstunden entweder vergüten zu lassen oder als Freizeit abzubauen, hängt von individuellen Präferenzen und der Unternehmenskultur ab. Oftmals können Arbeitnehmer wählen, ob sie die Überstunden auszahlen lassen oder stattdessen zusätzliche freie Tage in Anspruch nehmen möchten.

Monetäre Vorteile: Eine Auszahlung der Überstunden bedeutet einen direkten finanziellen Vorteil. Dies kann besonders attraktiv sein, wenn kurzfristig finanzielle Bedürfnisse oder Ziele bestehen, wie beispielsweise der Erwerb eines neuen Haushaltsgeräts oder das Ansparen für einen Urlaub.
Freizeitgewinn: Wer sich für den Abbau von Überstunden in Form von Freizeit entscheidet, profitiert von zusätzlichen Erholungstagen, die zur Steigerung der persönlichen Lebensqualität und Work-Life-Balance beitragen können.

Urlaubstage: Wertvolle Erholung oder verschenkte Zeit?

Urlaubstage sind fest im Vertrag verankerte freie Tage, die zur Erholung genutzt werden sollen. Grundsätzlich müssen Urlaubstage im laufenden Kalenderjahr genommen werden. Eine Auszahlung ist im bestehenden Arbeitsverhältnis in der Regel nicht möglich. Endet jedoch das Arbeitsverhältnis und können verbleibende Urlaubstage nicht mehr genommen werden, schreibt das Bundesurlaubsgesetz (§ 7 Abs. 4 BUrlG) eine Abgeltung in Form einer Auszahlung vor.

Erholung und Gesundheit: Mehrere Studien haben gezeigt, dass regelmäßige Auszeiten von der Arbeit das geistige und körperliche Wohlbefinden merklich verbessern. Wer seinen Urlaub konsequent nutzt, kann Stress abbauen und Burnout vorbeugen.
Verpflichtende Inanspruchnahme: Viele Unternehmen bestehen darauf, dass Urlaubstage tatsächlich genommen werden, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen und ihre Produktivität auf Dauer zu sichern.

Praktische Überlegungen für Arbeitnehmer

Die Entscheidung zwischen zusätzlicher Freizeit und höherem Einkommen durch die Auszahlung von Überstunden ist eine individuelle. Bei der Wahl sollte der persönliche Lebensstil, die finanzielle Lage und die Einhaltung der Balance zwischen Arbeit und Privatleben berücksichtigt werden. Arbeitnehmer, die sich weniger mit finanziellen Sorgen plagen, könnten einen größeren Nutzen aus zusätzlichen freien Tagen ziehen. Wohingegen Beschäftigte, die größere finanzielle Ziele verfolgen, möglicherweise die monetäre Entlohnung bevorzugen.

Insgesamt ist es ratsam, diese Entscheidungen bewusst und in Absprache mit dem Arbeitgeber zu treffen, um sicherzustellen, dass sowohl persönliche Bedürfnisse als auch berufliche Anforderungen in Einklang gebracht werden. Letztlich ist das Ziel, eine ausgewogene Lebensweise zu führen, die sowohl den beruflichen Erfolg als auch das persönliche Wohlbefinden fördert.