Von vielen Menschen unbemerkt begann gegen Ende des Jahres 2022 eine neue Zeit. Die US-amerikanische Firma OpenAI stellte im November ihren Chatbot ChatGPT vor, mit dessen Hilfe die Nutzer lange Texte erstellen können. Seit Anfang 2023 ist der Chatbot auch in Deutschland verfügbar. Er wird nicht nur ständig weiterentwickelt, sondern hat auch Konkurrenz bekommen. Immer mehr Arbeitssuchende verwenden künstliche Intelligenz (KI), um Anschreiben und Bewerbungsschreiben zu verfassen.
Ist es erlaubt, Bewerbungsschreiben mit Hilfe von KI zu verfassen?
Das kommt ganz auf den Arbeitgeber an. Wenn in der Stellenanzeige nicht ausdrücklich erwähnt wird, dass Bewerbungen Mithilfe von KI nicht erwünscht ist, kann man davon ausgehen, dass es gestattet ist. Wird ein Bewerbungsschreiben durch eine KI verfasst, geht der Bewerber jedoch immer ein gewisses Risiko ein. Erkennt die Personalabteilung, dass der Text mit ChatGPT & Co. erstellt wurde, können die Chancen erheblich sinken, die Position zu bekommen. Die Verwendung von KI hat bei vielen Personalern einen Beigeschmack nach Unaufrichtigkeit und mangelnder Leistungsbereitschaft. Beides sind negative Eigenschaften, die dazu führen können, dass die Bewerbung im Papierkorb landet. Richtig verwendet, kann KI aber durchaus nützlich bei der Verfassung eines Bewerbungsschreibens sein.
Welche Vorteile hat die Hilfe einer KI beim Erstellen einer Bewerbung?
Der größte Vorteil einer Texterstellung mit KI besteht in der Zeitersparnis. Chatbots sind in der Lage, innerhalb von Sekunden ein Bewerbungsschreiben zu erstellen, das auf den ersten Blick einwandfrei aussieht. Das kommt insbesondere Menschen zugute, die Probleme damit haben, sich schriftlich auszudrücken. Jobsucher, die sich für mehrere Jobs bewerben, profitieren von der Schnelligkeit der Chatbots. Diese sind zudem rund um die Uhr verfügbar.
Welche Nachteile hat der Einsatz einer KI bei einem Bewerbungsschreiben?
Zwar sind die meisten Basisversionen der verschiedenen Chatbots kostenlos, dafür können sie aber nur kurze Texte erstellen und/oder erlauben nur eine begrenzte Zahl von Texten pro Zeitabschnitt. Wer Chatbots in vollem Umfang nutzen möchte, muss ein kostenpflichtiges Abo abschließen. Für die meisten Arbeitssuchenden lohnt sich das nicht, weil sie sich nicht ständig neu bewerben.
Ein weiterer Nachteil der Texterstellung mittels KI besteht darin, dass der Chatbot häufig austauschbare Phrasen verwendet, die keine reale Bedeutung haben. An solchen Standardformulierungen können Personaler erkennen, dass der Text mit einer KI verfasst wurde. Während das bei einer Bewerbung als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter in der Produktion oder als Reinigungskraft nicht so wichtig ist, wird es für kreative Berufe nicht akzeptiert – es sei denn, es handelt sich um einen Beruf, in dem selbst mit Chatbots gearbeitet wird.
Wenn sie auch im Großen und Ganzen korrekt sind, enthalten von einer KI verfasste Texte aber auch öfter kleine grammatische und orthografische Fehler, die sich negativ auf die Jobchancen auswirken.
Lässt man dem Chatbot beim Erstellen der Bewerbung freie Hand, neigt er dazu, frei erfundene Behauptungen (Halluzinationen) aufzustellen. Speziell in einem Bewerbungsschreiben muss aber die Wahrheit stehen. Das trifft insbesondere auf Qualifikationen und berufliche Erfahrungen zu. Sollte die Bewerbung erfolgreich sein, aber später Unwahrheiten oder Unterlassungen im Bewerbungsschreiben entdeckt werden, kann das zur Kündigung führen.
Wie nutzt man künstliche Intelligenz beim Erstellen einer Bewerbung?
Wie jede andere Tätigkeit auch, muss das Arbeiten mit KI zur Texterstellung erst einmal geübt werden. Bevor sich Arbeitssuchende an das Erstellen von Bewerbungsschreiben Mithilfe eines Chatbots wagen, sollten sie erst einmal ein paar allgemeine Texte schreiben lassen, um die Arbeitsweise der KI kennenzulernen.
Dabei fällt auf, dass der Text umso besser wird, je besser die Prompts sind. Prompts sind Vorgaben oder Stichwörter, die in die Suchmaske der KI eingegeben und bei der Texterstellung berücksichtigt werden. Wenn es um ein Bewerbungsschreiben geht, dürfen beispielsweise Qualifikationen und der berufliche Werdegang nicht fehlen.
Sobald der Text erstellt wurde, sollte man sich auf jeden Fall die Zeit nehmen und ihn sich gründlich durchlesen. Zunächst prüft man ihn auf grammatische und orthografische Fehler. Danach checkt man den Wahrheitsgehalt der Aussagen. In der Bewerbung dürfen nur Aussagen stehen, die auch begründet werden können. Zum Schluss liest man das Schreiben laut vor in das Diktiergerät des Smartphones. Beim Anhören kann man feststellen, ob das Ganze schlüssig klingt. / Fotoquelle: © Owlie Productions – Shutterstock.com