Manche Menschen reden einfach gerne. Das allein wird von einigen Kollegen schon als störend empfunden. Doch wie sieht es aus, wenn die Lust am Reden private Bereiche betrifft, die den anderen nichts angehen? Im schlimmsten Fall kann das sogar der beruflichen Karriere schaden.
Was ist Oversharing?
Das englische Wort „to share“ bedeutet bekanntlich „teilen“. Dieses Phänomen hat vor allem durch das Internet eine neue Bedeutung bekommen. Dort werden Bilder, Videos, Dateien und natürlich Informationen geteilt. Oversharing meint nun genau das, was das Wort bedeutet: Man teilt einfach zu viele Informationen. Oft sind es Dinge aus dem privaten Bereich, die andere nichts angehen.
Noch Smalltalk oder schon Oversharing?
Mitarbeiter, die den ganzen Tag nur arbeitsrelevante Mitteilungen machen, gelten schnell als unnahbar und werden oft sogar von Bürogesprächen ausgeschlossen. Smalltalk gibt es an jedem Arbeitsplatz. Er ist wichtig, um ein gesundes Arbeitsklima zu erhalten. Gelegentlich kann es auch mal etwas hitziger zugehen, wenn ein Mitarbeiter Dampf ablassen muss. Der Ärger über den Chef, die Kinder oder den Ehemann ist in Maßen durchaus berechtigt und sogar gesund. Wenn das Mitteilungsbedürfnis jedoch in einen Seelenstriptease ausartet, ist Vorsicht geboten. Manche Themen gehören vielleicht auf die Couch des Therapeuten, aber nicht in die Kaffeeküche des Unternehmens. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, und wenn der Gesprächspartner nicht darauf eingeht, hat man vielleicht eine Grenze überschritten.
Oversharing kann zu Einsamkeit in der Arbeit führen
Wer zu den Menschen gehört, die spätestens nach dem zweiten Satz bei ihren Problemen angekommen sind und anfangen diese detailliert darzulegen, kann sich schnell sehr einsam fühlen. Ein Gespräch ist immer ein Austausch von Informationen und kein einseitiger Vortrag. Oversharing führt jedoch oft dazu, dass nur noch eine Person spricht. Die Kollegen ziehen sich zurück und beginnen möglicherweise keine Gespräche, die für den Fortgang der Arbeit nicht unbedingt notwendig sind.
Oversharing kann beim Gesprächspartner unangenehme Gefühle auslösen
Mit den intimsten Problemen eines anderen Menschen konfrontiert zu werden, löst bei einem selbst oft ähnliche Gefühle aus. Diese sind unangenehm und werden von vielen nicht gewollt. Im schlimmsten Fall kann man sich sogar der sexuellen Belästigung schuldig machen, wenn ein Gesprächspartner ständig die letzte Liebesnacht in allen Details erzählt. Grundsätzlich hat kein Mitarbeiter das Recht, die Gefühle des anderen zu stark zu beeinflussen.
Nachteile im Beruf
In manchen Fällen kann Oversharing auch Nachteile im Beruf mit sich bringen. Wer eine Nachricht in die Welt schickt, verliert die Kontrolle darüber. Der Sender hat es nicht mehr in der Hand, was der Empfänger daraus macht. Nehmen wir an, ein Mitarbeiter erzählt, wie stark er sich in der Kindererziehung engagiert. Er macht das aus einem Gefühl des Stolzes heraus. Der Vorgesetzte glaubt jedoch, dass der Angestellte seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen kann. Er wird nun nach Beweisen für diese These suchen und sie oft auch finden. Im schlimmsten Fall kann dies zu einer Abmahnung oder sogar zu einer Kündigung führen.
Was kann man gegen Oversharing im Beruf tun?
Mit ein paar einfachen Maßnahmen kann man Oversharing vermeiden und zu einem angenehmen Gesprächspartner werden, der auch Smalltalk beherrscht, ohne zu persönlich zu werden:
- Sich der Gesprächskultur im Unternehmen anpassen
- Monologe im Unternehmen vermeiden
- Konfliktträchtige Themen umgehen
- Eine Liste mit Themen erstellen, über die man im Betrieb nicht spricht
Viele Betroffene empfinden am Abend oft Reue, wenn sie wieder einmal zu offen gesprochen haben. Diese Gefühle sollte man ernst nehmen und sich vornehmen, das Thema am nächsten Tag zu vermeiden.
Sich gegen Oversharing abgrenzen
Wer von Oversharing betroffen ist, sollte sich rechtzeitig abgrenzen und dem Mitarbeiter freundlich zu verstehen geben, dass er das nicht möchte. Die meisten Mitarbeiter nehmen ein offenes, ehrliches Wort nicht übel. Sie sind sogar dankbar dafür.
Fazit
Oversharing im Beruf ist nicht nur lästig, sondern kann auch die Karriere beschädigen. Wer darunter leidet, achtet darauf, bestimmte Gesprächsthemen zu vermeiden. Auch der Gesprächspartner kann einen Hinweis geben, denn wenn er abweisend reagiert, ist man vielleicht auf ein Thema gestoßen, das man besser vermieden hätte. / Fotoquelle: © stockfour – Shutterstock.com