Quereinstieg in eine andere Branche – Chance oder Risiko?

- 28.02.2017 von Daniela Lütke -

Fotoquelle: fotolia.de / © fotomekAn Arbeitnehmer werden im heutigen Arbeitsleben die unterschiedlichsten Anforderungen gestellt. Viele Arbeitgeber erwarten von ihren Mitarbeitern, dass sie flexibel sind und auf veränderte Bedingungen rasch reagieren können. Das kann bei dem einen oder anderen zu Überforderungen kommen, wenn die Belastungsgrenzen dauerhaft überschritten werden. Andere fühlen sich total unterfordert. Einige Arbeitnehmer sehen als einzige Lösung einen Jobwechsel. Da aber nicht immer und jederzeit eine freie Stelle in dem gewohnten Berufsfeld zu finden ist, orientieren sich mehr und mehr Menschen beruflich einfach neu – als Quereinsteiger in einem völlig neuen Bereich.

Was sind Quereinsteiger und welche Gründe bewegen sie?

Als Quereinsteiger werden Menschen bezeichnet, die zwar einen Beruf gelernt und meist auch eine gewisse Zeit ausgeübt haben, allerdings aus den verschiedensten Gründen in einen anderen Beruf wechseln wollen oder wechseln müssen. Der andere Beruf hat oft mit dem ursprünglich Erlernten nichts zu tun. Die Gründe für einen Quereinstieg sind ganz unterschiedlich. Manche Betroffene sind mit ihrer derzeitigen Situation nicht zufrieden. Sie haben beispielsweise keine Aussicht auf Beförderung oder können Beruf und Privatleben nicht unter einen Hut bringen. Andere werden durch äußere Umstände zum Quereinstieg gezwungen, wenn sie beispielsweise ihren erlernten Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben können oder wenn ihr Arbeitgeber Insolvenz anmelden muss und sie keine Stelle in ihrem erlernten Beruf finden können. Manch einer langweilt sich sogar und sehnt sich nache inem neuen Aufgabengebiet.

Wie reagieren Firmen auf Quereinsteiger und wo gibt es die besten Chancen?

Im Allgemeinen sind Firmen beim Thema Quereinsteiger eher vorsichtig. Sie wissen, dass Quereinsteiger ein höheres Risiko bedeuten und intensiver eingearbeitet werden müssen als Mitarbeiter, die aus der Branche kommen. Daher schätzen einige Unternehmen Quereinsteiger nicht besonders. Ihre Chancen stehen schlecht, besonders in allen Berufen, die eine entsprechende Ausbildung zwingend voraussetzen. Das trifft zum Beispiel auf die meisten medizinischen und juristischen Berufe zu, aber auch auf Fleischer, Konditoren und andere. Besser sieht es dagegen in anderen Berufen aus, wie z.B. in der IT Branche, der Gastronomie, bei Medienberufen, im Bereich Immobilien, im Vertrieb oder als Berater. Hier haben Quereinsteiger gute Chancen auf einen Job, insbesondere, weil derzeit wegen der anhaltend guten Konjunktur ein Mangel an Arbeitskräften herrscht.

Welche Vorteile haben Quereinsteiger?

In den meisten Fällen sind Quereinsteiger dynamische Menschen, die sich mit einer existierenden Situation nicht abfinden wollen. Wo andere eine Niederlage erleiden, stehen Quereinsteiger auf und kämpfen. Diese positive Einstellung gefällt auch dem Personalchef. Dazu kommt, dass sich Quereinsteiger auch nicht in festgelegten Denkweisen bewegen, sondern neue Ideen und Methoden in das Unternehmen einbringen können. Dadurch ergeben sich nicht selten unerwartete Vorteile für alle Beteiligten.

Was sind die Nachteile?

Quereinsteiger haben es schwerer als alteingesessene Mitarbeiter. Ihnen fehlt die Erfahrung im neuen Beruf und sie müssen erst eingearbeitet werden. Ehe sie dasselbe Leistungsvermögen wie die anderen erreicht haben, vergeht eine längere Zeit. Oft sind außerhalb der Arbeitszeit zusätzliche Qualifizierungsmaßnahmen erforderlich, um den Quereinsteiger mit seinem neuen Beruf vertraut zu machen. Für den Arbeitgeber bedeutet das nicht unerhebliche Mehrausgaben für einen Mitarbeiter, der anfangs weniger leistet als die anderen. Für den Quereinsteiger bedeutet es eine erhebliche physische und psychische Belastung, zumindest bis die Einarbeitungsphase überstanden ist. Nicht alle sind dieser Belastung gewachsen, das Risiko eines Scheiterns ist höher als bei angestammten Mitarbeitern.

Wie vermarkten sich Quereinsteiger im Bewerbungsgespräch?

Bewerber müssen sich ihre Entscheidung zum Berufswechsel gut überlegen und selbst davon überzeugt sein, dass sie richtig handeln. Nur dann können sie den Personalchef davon überzeugen, dass es richtig ist, sie einzustellen. Bei der Begründung für den Quereinstieg ist es besser, den Schwerpunkt nicht darauf zu legen, warum der alte Beruf aufgegeben wurde, sondern warum sich der Bewerber gerade für den neuen Beruf interessiert. Gibt es vielleicht bereits Berufserfahrung aus einem Nebenjob oder einer Aushilfstätigkeit? Handelt es sich eventuell um ein Hobby oder interessiert sich der Bewerber sehr für den Beruf? All das sind Pluspunkte, die für den Bewerber sprechen. Es lohnt sich auch, allgemeine positive Eigenschaften anzuführen, die im früheren Beruf erworben wurden. Dazu gehören beispielsweise Pünktlichkeit, sorgfältiges Arbeiten, Teamfähigkeit oder die Fähigkeit, unter Druck zu arbeiten. Um gut dazustehen, empfiehlt sich auch eine sorgfältige Vorbereitung auf das Gespräch. Dazu gehört, so viele Informationen wie möglich über das Unternehmen zu sammeln und Details darüber ins Bewerbungsgespräch mit einfließen zu lassen. Damit können Bewerber beim Personalchef punkten und erhöhen ihre Chancen auf eine Anstellung. / Fotoquelle: fotolia.de / © fotomek

Autor: Daniela Lütke

Daniela ist 2016 zu uns gestoßen. Als Journalistin und ehemalige Unternehmensberaterin hat sie sich ein enormes Wissen zu den Themen Ausbildung, Beruf & Karriere aufgebaut und versteht es, dieses geschickt in Worte zu fassen.