Quiet Quitting, die ’stille Kündigung‘ von Arbeitnehmern, ist schon seit längerem ein Begriff. In letzter Zeit geht ein weiterer Begriff viral, nämlich Quiet Firing. Immer mehr Unternehmer sorgen durch subtile Methoden dafür, dass der Mitarbeiter selbst kündigt. Während für den Angestellten die psychischen Belastungen enorm sind, spart die Firma eine hohe Abfindung, die bei einer ordentlichen Kündigung fällig werden kann.
Anzeichen für Quiet Firing
Quiet Firing ist nicht vergleichbar mit Bossing, denn sie ist weit subtiler. Der Mitarbeiter wird dabei nicht schikaniert, sondern das Verhalten des Chefs ist wenig kooperativ und zielt darauf ab, dass der Mitarbeiter von selbst kündigt. Folgende Verhaltensweisen können ein Anzeichen für Quiet Firing sein:
- Der Mitarbeiter bekommt immer die gleichen langweiligen Arbeiten zugeteilt
- Die letzte Gehaltserhöhung liegt schon mehrere Jahre zurück
- Der Chef weicht einem Gespräch mit dem Mitarbeiter gezielt aus
- Kaum Beteiligung an neuen Projekten
- Der Mitarbeiter bekommt vom Chef keine Wertschätzung für seine Arbeit
- Der Vorgesetzte verhält sich sehr distanziert zum Mitarbeiter
Die Gründe für Quiet Firing
Viele Unternehmer scheuen eine ordentliche Kündigung, da diese häufig mit einer hohen Abschlagszahlung verbunden ist. Kündigt der Mitarbeiter von selbst, fällt diese weg und der Chef spart viel Geld. Häufig liegt der Grund einfach am mangelnden Selbstbewusstsein des Chefs. Ein Gespräch, das zur Kündigung führen soll, ist sehr schwierig und wird von vielen Vorgesetzten gemieden. Sie gehen lieber den Weg des ‘stillen Rauswurfs’.
Gelegentlich kommt es vor, dass Vorgesetzte dem Mitarbeiter gar nicht kündigen wollen. Vielmehr haben sie selbst schon innerlich gekündigt und warten nur noch auf eine passende Gelegenheit, sich eine andere Stelle zu suchen. Wer sich selbst nicht mehr engagiert, gibt seinen Untergebenen schlechtere Aufgaben und kümmert sich nicht um deren Belange.
Was kann man gegen Quiet Firing tun?
Zunächst ist die Frage zu klären, ob es sich wirklich um Quiet Firing handelt. In manchen Unternehmen ist das Betriebsklima schlecht, was häufig nur an ein oder zwei Personen liegt. Vielleicht geht es anderen Mitarbeitern ähnlich. Hier hilft nur ein Gespräch vor Arbeitsbeginn oder in der Pause. Haben Kollegen ähnliche Erfahrungen gemacht, kommt man nicht umhin, sich zusammen eine Strategie zu überlegen, um das Betriebsklima zu verbessern. Oft sind sich Vorgesetzte gar nicht bewusst, wie ihr Verhalten auf die Mitarbeiter wirkt.
Handelt es sich jedoch tatsächlich um Quiet Firing, wäre eine vorschnelle Kündigung eine schlechte Strategie. Besser ist auch hier ein offenes und ehrliches Gespräch. Nicht zwischen Tür und Angel, sondern zu einem festgelegten Termin. Weigert sich der Chef, ist Hartnäckigkeit notwendig. Notfalls sucht man das Gespräch zwischendurch. Das ist zwar nicht optimal, aber besser, als sich mehrere Monate lang vertrösten zu lassen.
Ein solches Gespräch führt man am besten mit Ich-Botschaften. Keinesfalls sollte der Tonfall anklagend sein, denn in diesen Fällen wird das Gespräch unangenehm und die Ziele werden selten erreicht. Ziel des Gesprächs ist nicht unbedingt, den Arbeitsplatz zu erhalten, sondern klar zu sehen, woran man ist. Stellt sich im Gespräch heraus, dass der Chef den Mitarbeiter loswerden will, muss er hinterher eine Entscheidung treffen. Falls er sich diesem Verhalten nicht länger aussetzen will, ist Kündigung eine durchaus legitime Möglichkeit.
Quiet Firing nicht einfach hinnehmen
Ist das Betriebsklima schlecht, weil der Chef einen Mitarbeiter loswerden möchte, darf der Angestellte dieses Verhalten keineswegs tolerieren. Das Schlimmste an Quiet Firing ist die psychische Belastung und die ständige Unsicherheit. Besser ist ein klärendes Gespräch. Selbst wenn herauskommen sollte, dass der Chef den Mitarbeiter tatsächlich loswerden möchte. Zumindest weiß der Arbeitnehmer dann Bescheid und kann entsprechend handeln. / Fotoquelle: © fizkes – Shutterstock.com