Viele BewerberInnen haben zwiespältige Gefühle, wenn es um das Thema Vorstellungsgespräch geht. Auf der einen Seite freuen sie sich, weil sie in die engere Wahl gekommen sind, auf der anderen Seite fürchten sie, einen schlechten Eindruck zu machen und abgelehnt zu werden. Unsicher sind hierbei vor allem Frauen, wenn es um das Thema Familienplanung geht. Mit einer guten Vorbereitung können sie jedoch auch dieses schwierige Gebiet im Gespräch souverän meistern.
Sind Fragen zur Familienplanung erlaubt?
Dazu gibt das Arbeitsrecht klar und eindeutig Antwort: Nein. Fragen der Art, ob ein Kinderwunsch besteht oder wie sich die Bewerberin ihre Familienplanung vorstellt, sind nicht zulässig, weil sie einen Eingriff in die Privatsphäre darstellen. Das wissen natürlich die Mitarbeiter in der Personalabteilung genau und vermeiden eine offene Konfrontation, indem sie indirekte Fragen stellen. So können sie die Kandidatin beispielsweise fragen, ob sie zu einem längeren Auslandsaufenthalt bereit wäre oder berufsbedingt umziehen würde. Beliebt ist auch die Frage, welche persönlichen Werte ihr im beruflichen Umfeld als wichtig gelten. Die Interviewer wollen durch diese Fragen herausfinden, ob die Bewerberinnen an einer langfristigen Karriere im Unternehmen interessiert sind und welche Rolle berufliche Ziele in ihren Leben einnehmen. Trotz allem ist eine direkte Frage nach der Familienplanung nicht zulässig.
Muss die Bewerberin die Fragen beantworten?
Nein, sie kann nicht dazu gezwungen werden, da es um ihr Privatleben geht. Es ist ihr gutes Recht, eine Antwort zu verweigern. Allerdings sollten dabei auch die Folgen bedacht werden, denn durch eine glatte Verweigerung wird das im Bewerbungsgespräch aufkeimende Vertrauen bereits im Ansatz zerstört. Und dadurch könnten die Chancen auf eine Zusage deutlich sinken.
Warum nicht einfach lügen?
Rein rechtlich gesehen können der Bewerberin aus Lügen zu Fragen über die Familienplanung keine Nachteile entstehen, weil die Fragen nicht zulässig sind. Kurzfristig kann mit Lügen sogar ein Erfolg erzielt werden, indem sie den Job erhält. Dabei sollte jedoch bedacht werden, dass die Wahrheit früher oder später immer ans Licht kommt und dann sind Glaubwürdigkeit, Vertrauen und guter Ruf verspielt und die Traumkarriere in der Firma könnte ein vorzeitiges Ende finden.
Diplomatisches Geschick bei Fragen zur Familienplanung
Bewerberinnen sollten sich rechtzeitig vorher überlegen, was sie auf direkte oder indirekte Fragen zur Familienplanung antworten. Am besten ist es, wenn Frauen auf derartige Fragen konstruktive Antworten geben. Damit ist beispielsweise gemeint, nicht den potentiellen Arbeitgeber nur mit dem Kinderwunsch zu konfrontieren, sondern ihm gleichzeitig zu vermitteln, dass man trotzdem bereit ist, sich für das Unternehmen einzusetzen. Das kann unter anderem durch Verweise auf ein gutes familiäres Netzwerk (Oma, Schwester) erfolgen, das bereit ist, die Kinderbetreuung zu übernehmen und Ausfallzeiten zu minimieren oder auch durch die Bereitschaft für Telearbeit oder flexible Arbeitszeitmodelle. Eventuell ist es sogar der Lebenspartner, der die Betreuung die ersten Jahre übernehmen würde. Dadurch nehmen die Bewerberinnen dem Arbeitgeber die Furcht, dass sie für lange Zeit ausfallen und zeigen zugleich, dass sie an einer langfristigen Zukunft im Unternehmen Interesse haben und sich auch vorher schon Gedanken gemacht haben. Durch ihre konstruktiven Vorschläge machen Bewerberinnen zudem deutlich, dass sie in der Lage sind, Familie und Beruf miteinander zu verbinden und organisatorisches Talent mitbringen, wovon die Firma auch gleichzeitig profitiert.
Sollte das Thema Familienplanung selbst angesprochen werden?
In der Regel ist es besser, diesen heiklen Punkt auszulassen. Schließlich geht es bei einem Vorstellungsgespräch in erster Linie um die fachliche und charakterliche Eignung für die zu besetzende Position. Familienplanung ist da erst einmal nicht so wichtig. Deswegen ist es auch empfehlenswert, einen Kinderwunsch erstmal nicht zu erwähnen, der vielleicht ohnehin erst in 5 Jahren aktuell wird. Von dieser Regel gibt es jedoch auch Ausnahmen, beispielsweise wenn die Bewerberin bereits Kinder hat oder schwanger ist.
Warum sollte die Bewerberin beim Interview ihre Schwangerschaft erwähnen?
Es ist fair, beim Bewerbungsgespräch mit offenen Karten zu spielen und den potentiellen Arbeitgeber über eine Schwangerschaft zu informieren. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen lässt sich die Schwangerschaft sowieso nicht ewig verheimlichen, zum anderen dürfen Schwangere bestimmte Tätigkeiten nicht verrichten. Deswegen muss auch der zukünftige Arbeitgeber Bescheid wissen. Schwangere fallen zudem unter das Mutterschutzgesetz, das wäre noch ein Grund, um den Arbeitgeber zu informieren. Darüber hinaus ist es anständig gegenüber der Firma und den Kollegen, eine Schwangerschaft zu erwähnen, damit in der Arbeitsplanung darauf Rücksicht genommen werden kann.
Bewerberinnen, die einen Kinderwunsch haben und großen Wert auf Familienplanung legen, sollten sich bei Unternehmen bewerben, bei denen diese Werte ebenfalls eine große Rolle spielen. Mehr und mehr Firmen in Deutschland sind familienfreundlich orientiert, bieten zum Teil sogar stundenweise Kinderbetreuung an und geben jungen Frauen auch beruflich eine Chance. / Fotoquelle: fotolia.de / © Picture-Factory