Überstunden als Normalzustand?

- 28.04.2025 von Sebastian Nissen -

Was Arbeitnehmer über Überstundenregelungen und ihre Rechte wissen sollten

Ist es für Sie auch ganz normal geworden, nach dem offiziellen Feierabend noch im Büro zu sitzen oder sich zu Hause weiter mit der Arbeit zu beschäftigen? Überstunden sind in vielen Branchen und Berufen längst keine Ausnahme mehr. Doch wie viele Überstunden sind eigentlich zulässig, und welche Rechte haben Arbeitnehmer in Bezug auf Vergütung und Ausgleich dieser Mehrarbeit? Dieser Artikel klärt auf und gibt Ihnen wichtige Informationen an die Hand, um Ihre Rechte besser zu verstehen und durchzusetzen.

Was sind Überstunden?

Überstunden sind Arbeitszeiten, die über die im Arbeitsvertrag festgelegte regelmäßige Arbeitszeit hinausgehen. Diese können sowohl in Form von zusätzlichen Stunden an einem Arbeitstag als auch an Wochenenden oder Feiertagen anfallen. Doch was sagt das Gesetz dazu?

Rechtlicher Rahmen: Arbeitszeitgesetz (ArbZG)

Das deutsche Arbeitszeitgesetz (ArbZG) bildet die rechtliche Grundlage für Arbeitszeiten und regelt zudem die Zulässigkeit von Überstunden. Nach § 3 ArbZG darf die werktägliche Arbeitszeit grundsätzlich acht Stunden nicht überschreiten. Eine Verlängerung auf bis zu zehn Stunden pro Tag ist möglich, solange im Durchschnitt innerhalb von sechs Monaten oder 24 Wochen acht Stunden täglich nicht überschritten werden.

Überstunden und Arbeitsvertrag

Ob und in welchem Umfang Überstunden geleistet werden müssen, hängt oft vom Arbeitsvertrag ab. Manche Arbeitsverträge enthalten eine Klausel, die einen Teil der Überstunden mit dem Gehalt abgilt. Diese „“All-Inclusive-Klauseln““ sind allerdings nur bedingt rechtswirksam. So urteilte das Bundesarbeitsgericht, dass solche Klauseln konkret und verständlich die Anzahl der mit dem Gehalt abgegoltenen Überstunden enthalten müssen (BAG-Urteil vom 1. September 2010, Az. 5 AZR 517/09).

Vergütung oder Freizeitausgleich: Was steht Ihnen zu?

Haben Sie Überstunden geleistet, stellt sich die Frage: Vergütung oder Freizeitausgleich? In der Regel sieht das Gesetz vor, dass Arbeitnehmer für geleistete Überstunden eine zusätzliche Vergütung erhalten. Viele Tarifverträge legen zudem fest, dass Überstunden mit einem Zuschlag vergütet werden müssen – häufig sind dies etwa 25 Prozent mehr als der übliche Stundenlohn.

Alternativ ist auch ein Freizeitausgleich möglich, bei dem Ihnen die geleisteten Überstunden in Form von Freizeit „zurückgegeben“ werden. Hierbei sollte jedoch ebenfalls vertraglich oder durch eine betriebliche Vereinbarung festgelegt sein, in welchem Umfang dies geschieht.

Ob Überstunden grundsätzlich vergütet werden müssen, hängt allerdings von vertraglichen Vereinbarungen, Tarifverträgen oder den Umständen des Einzelfalls ab. Eine gesetzliche generelle Pflicht zur Überstundenvergütung besteht nicht.

Wie viele Überstunden sind erlaubt?

Eine pauschale und allgemeingültige Antwort darauf, wie viele Überstunden erlaubt sind, gibt es nicht, da dies stark vom jeweiligen Arbeitsvertrag abhängig ist. Jedoch gibt es eine Obergrenze: Laut des Arbeitszeitgesetzes darf die durchschnittliche Wochenarbeitszeit 48 Stunden nicht überschreiten. Ausnahmen bestehen lediglich in Notfällen oder Ausnahmesituationen wie Pandemien, wo andere Regelungen temporär greifen können.

Ihre Rechte bei nicht einhaltbaren Überstunden

Wenn die Arbeitsbelastung Überhand nimmt und permanente Überstunden zur Regel werden, haben Arbeitnehmer das Recht, sich zu wehren. Ein erster Schritt ist ein Gespräch mit dem Vorgesetzten, um eine faire und praktikable Lösung zu finden. Sollte dies nicht fruchten, ist es ratsam, gewerkschaftlichen Rat oder rechtliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

In extremen Fällen, in denen der Arbeitgeber eine unzumutbare Anzahl an Überstunden verlangt, können betroffene Arbeitnehmer auch schriftlich die Mehrarbeit ablehnen. Hierbei ist es wichtig, im einem solchen Dokument die Gründe der Ablehnung klar darzulegen und auf die rechtlichen Regelungen des ArbZG zu verweisen.

Fazit: Informiert und selbstbewusst

Überstunden gehören für viele Arbeitnehmer zum Alltag. Doch es ist wichtig, sich über die eigenen Rechte und Pflichten im Klaren zu sein. Informieren Sie sich über die Regelungen in Ihrem Arbeitsvertrag und die Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes. Nur so können Sie für eine gerechte Vergütung oder einen fairen Ausgleich Ihrer Arbeitszeit einstehen. Lassen Sie sich nicht entmutigen, im Zweifelsfall professionellen Rat in Anspruch zu nehmen – Ihre Work-Life-Balance und Gesundheit sollten stets Priorität haben.


Hinweis: Die Angaben in diesem Artikel entsprechen nach unseren Recherchen dem heutigen Stand, stellen jedoch keine rechtliche Beratung dar. 

Bild: KI generiert