Eine repräsentative Telefonumfrage des Beratungsunternehmen Gallup aus dem Jahr 2018 ergab, dass Quiet Quitting oder die Innere Kündigung allein in Deutschland einen wirtschaftlichen Schaden in Höhe von 77-103 Milliarden Euro im Jahr verursacht. Ungefähr zehn Prozent dieser Summe entstehen allein durch den höheren Krankenstand von demotivierten Mitarbeitern. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen lohnt es sich für Unternehmer, Quiet Quitting zu erkennen und dagegen vorzugehen. Zufriedene und motivierte Mitarbeiter tragen auch zu einem guten Betriebsklima bei.
Was ist Quiet Quitting?
Quiet Quitting bedeutet wörtlich übersetzt ‘Stille Kündigung’. Dabei handelt es sich um einen neuen Trend in der Arbeitswelt. Arbeitnehmer sind zwar mit ihrer Arbeit unzufrieden, kündigen aber die Stellung nicht, sondern machen stattdessen Dienst nach Vorschrift. Das heißt, sie erledigen alle anfallenden Arbeiten – mehr aber nicht. Sie arbeiten die vorgeschriebene Stundenzahl, gehen dann nach Hause und widmen sich ihren Hobbys. Der Mitarbeiter lässt den Laptop im Büro und überlässt Zusatzaufgaben lieber anderen Mitarbeitern.
Gründe für Quiet Quitting
Es gibt viele Gründe für eine Stille Kündigung. Oft lässt sich nicht eine einzelne Ursache feststellen, sondern es kommen mehrere Faktoren zusammen. Gründe für eine Innere Kündigung können unter anderem sein:
- Schlechtes Arbeitsklima
- Mitarbeiter kommt mit Vorgesetzten nicht zurecht
- Tätigkeit füllt nicht aus
- Mitarbeiter bekommt keine Rückmeldung über Arbeitsleistung
- Ungerechte Leistungsbeurteilung
Anzeichen für eine Innere Kündigung
Ein erstes Anzeichen für Quiet Quitting ist häufig, dass sich ein Mitarbeiter abkapselt und wenig Interesse an der Arbeit oder an einer Zusammenarbeit in der Gruppe zeigt. Hinzu kommen häufige Fehlzeiten, die vorher in diesem Umfang nicht aufgetreten sind. Die Arbeitsqualität lässt immer mehr nach und der Mitarbeiter hält sich nicht an die Anordnung seiner Vorgesetzten. Dies sind nur einige Beispiele, die auf eine Innere Kündigung schließen lassen. Grundsätzlich sollten Unternehmer immer an Quiet Quitting denken, wenn sich die Arbeitsleistung eines Mitarbeiters ohne erkennbaren Grund verschlechtert.
Das können Mitarbeiter gegen Quiet Quitting tun
Eine Innere Kündigung schadet nicht nur dem Unternehmer, sondern auch dem Mitarbeiter. Merkt der Angestellte, dass er nur Dienst nach Vorschrift macht, sollte er die Gründe analysieren. Liegt es an uninteressanten Aufgaben, an den Kollegen oder am Chef? Viele Ursachen lassen sich leicht durch ein Gespräch beheben. Führt das zu keinem Erfolg, ist ein Wechsel in eine andere Abteilung oder sogar eine Kündigung oft die bessere Lösung. Der neue Arbeitsplatz ist interessant und fordert die ganze Aufmerksamkeit des Mitarbeiters. Quiet Quitting ist dann (vorerst) kein Thema. Bei vielen Arbeitsstellen stellt sich früher oder später Routine ein. Um das zu verhindern, sollte sich der Angestellte immer wieder neue Aufgaben und Herausforderungen im Betrieb suchen.
Was können Chefs und Kollegen gegen Quiet Quitting tun?
Bei einer Stillen Kündigung spielen oft die Kollegen und die Vorgesetzten eine wichtige Rolle, deshalb sollten diese bei der Lösung des Problems eingebunden werden. Fällt Vorgesetzten auf, dass ein Mitarbeiter in seinen Leistungen abfällt, sollte dieser das Gespräch suchen. Dies darf keinesfalls in Form eines Personalgesprächs erfolgen, bei dem die Drohung einer Kündigung immer mitschwingt. Besser wäre es, während der Pause ein zwangloses Gespräch zu beginnen und einfach zu fragen, wie der Chef die Arbeit interessanter gestalten könnte. Denn viele Mitarbeiter haben konkrete Vorstellungen über einen erfüllten Arbeitsalltag.
Ein wichtiger Faktor ist die Transparenz. Weiß der Mitarbeiter über die aktuelle Situation und den momentanen Herausforderungen Bescheid, steigt die Bereitschaft, sich zu engagieren. Um das zu erreichen, sind regelmäßige Meetings notwendig.
Nicht nur Vorgesetzte, auch die Kollegen können viel gegen Quiet Quitting einzelner Mitarbeiter tun. Zunächst sollte ein freundlicher Umgangston untereinander zur Firmenkultur gehören. Fehler sind Bestandteil des Arbeitslebens und sollten daher immer freundlich kommentiert werden. Gibt es zwischen den Kollegen Streitigkeiten, dann sollten diese so schnell wie möglich durch ein persönliches Gespräch aus der Welt geschaffen werden.
Quiet Quitting muss nicht sein
Quiet Quitting hat nichts mit einer besseren Lebensqualität zu tun, sondern verringert das Potenzial der Mitarbeiter und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens. Merkt der Angestellte Tendenzen zur Inneren Kündigung, liegt es an ihm, sich interessante Aufgabenfelder zu suchen. Ist das nicht möglich, kann er immer noch kündigen.
Der Arbeitgeber ist für die Gestaltung des Arbeitsplatzes verantwortlich. Es liegt an ihm, die Mitarbeiter zu motivieren und ein gutes Betriebsklima zu schaffen, sodass eine Stille Kündigung der Mitarbeiter gar nicht notwendig ist. / Fotoquelle: © fizkes – Shutterstock.com