Berufsunfähigkeitsversicherung – Ein wirksamer Schutz vor Altersarmut?

- 09.12.2014 von Gaby Mertens -

Berufsunfähigkeit und Krankheit
Das Berufsunfähigkeitsrisiko wird von vielen Arbeitnehmern stark unterschätzt. Abgesichert ist nur jeder Dritte. Wer auf Versicherungsschutz verzichtet, riskiert im Falle des Falles den Abstieg in die Altersarmut.

Berufsunfähigkeit – ein existentielles Risiko

In Befragungen glaubt meist nur ein geringer Prozentsatz der Teilnehmer daran, einmal berufsunfähig werden zu können. Die Statistik zeigt aber ein anderes Bild. Im Schnitt ist jeder vierte Arbeitnehmer irgendwann vorübergehend oder dauerhaft betroffen. Ganz oben stehen dabei heute psychische Probleme als Ursache, gefolgt von Knochen- und Muskelerkrankungen sowie Herz- und Kreislaufkrankheiten. Das Risiko ist in den einzelnen Berufsgruppen sehr unterschiedlich verteilt. Überdurchschnittlich häufig tritt Berufsunfähigkeit bei Tätigkeiten mit hoher körperlicher oder seelischer Belastung auf.

Vielen Menschen ist dabei nicht bewusst, dass die Absicherung durch das Sozialsystem im Falle der Berufsunfähigkeit höchst dürftig ist. Nur wer vor 1961 geboren ist, hat noch Anspruch auf die frühere gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente. Alle jüngeren Arbeitnehmer können höchstens mit der sogenannten Erwerbsminderungsrente rechnen. Sie wird aber nur unter sehr engen Voraussetzungen in voller Höhe gewährt und beträgt auch dann höchstens ein gutes Drittel des letzten Bruttoeinkommens. Zur Sicherung des Lebensstandards reicht das in der Regel nicht. Das Berufsunfähigkeitsrisiko ist daher in der Tat existentiell.

Berufsunfähigkeitsversicherung hilft

Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung kann das Armutsrisiko verringern. Sie zahlt bei längerer Berufsunfähigkeit eine monatliche Rente – ggf. auch zusätzlich zu einer Erwerbsminderungsrente. Die Leistung endet spätestens mit dem Beginn der regulären Altersrente. Je früher eine solche Versicherung abgeschlossen wird, umso besser. Denn bei Jüngeren macht sich das geringere Risiko günstig bei den Beiträgen bemerkbar. Ältere Arbeitnehmer mit festgestellten gesundheitlichen Problemen haben nicht selten Schwierigkeiten, als Versicherungsnehmer akzeptiert zu werden. Die Versicherung wird für sie auf jeden Fall deutlich teurer.

Ansonsten hängt der Beitrag von einer Reihe weiterer Faktoren ab. Eine wichtige Rolle spielt natürlich die Höhe der vereinbarten Rente. Sie sollte so bemessen sein, dass sie im Zweifel zur Abdeckung des Lebensunterhaltes reicht. Daneben wirken sich auch der individuelle Gesundheitszustand, die berufliche Tätigkeit und die Laufzeit aus. Die Laufzeit sollte so gewählt werden, dass der Versicherungsschutz bis zum Rentenbeginn reicht. Sonst entsteht eine Lücke.

Nicht nur Beiträge vergleichen

Die Beiträge der einzelnen Anbieter weisen eine große Bandbreite auf. Gerade bei der Berufsunfähigkeitsversicherung kommt es aber nicht nur auf den Beitragsvergleich an, auch die Vertragsbedingungen sollten immer geprüft werden. Es gibt hier nämlich ebenfalls erhebliche Unterschiede. Wichtig ist der Verzicht auf die sogenannte abstrakte Verweisung. Das ist eine Vertragsklausel, bei der vor einer Leistung zunächst ein Verweis auf eine andere vergleichbare Tätigkeit möglich ist – unabhängig von den Chancen am Arbeitsmarkt. Viele Versicherungen zahlen erst bei einer Berufsunfähigkeit von mehr als drei Jahren. Andere Verträge greifen dagegen schon ab sechs Monaten und zahlen ggf. auch rückwirkend.

Die richtige Wahl treffen

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung, die im Ernstfall nicht leistet, ist wenig wert. Sie bietet keinen ausreichenden Schutz. Nicht selten ist eine Versicherung mit höheren Beiträgen, aber besserem Leistungsstandard vorzuziehen. Kompetente und unabhängige Beratung kann bei der Entscheidung helfen. / Fotoquelle: fotolia.de / © Robert Kneschke

Autor: Gaby Mertens

Auch Gaby war in der Versicherungsbranche tätig und hat schreibt schon seit 2011 für unser Magazin. Nach einer längeren Auszeit im Ausland ist sie nun wieder da, und wir freuen uns, dass sie uns wieder mit ihren Texten unterstützt und immer eine Tüte Gummibärchen für die Kollegen bereithält.