Die Immobilie als Altersvorsorge?

- 17.07.2019 von Marlen Schurr -

Eigenheim und Wohn-RiesterViele Menschen träumen davon, ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung zu besitzen. Zu den am häufigsten genannten Gründen gehört das Argument, dass es sich dabei um eine ideale Altersvorsorge handelt. Fakt ist, dass einiges dafür, aber auch einiges gegen so einen Plan spricht.

Sollte man bereits in jungen Jahren einen Kredit aufnehmen, um ein Haus zu kaufen?

Diese Frage lässt sich nicht eindeutig mit einem Ja oder Nein beantworten. Welche die richtige Antwort ist, hängt von der Lebenssituation ab. Einerseits ist es natürlich besser, einen Immobilienkredit in der Jugend aufzunehmen. Dann sollte der Kreditnehmer noch vor dem Eintritt in das Rentenalter mit der Tilgung fertig sein und kommt so in den Genuss eines unbelasteten Hauses. Man sollte auch berücksichtigen, dass junge Leute mehr Energie haben und beispielsweise mehr Geld durch Überstunden verdienen oder Eigenleistungen erbringen können. Nicht selten ergibt sich aus einer Beförderung eine Verbesserung der Einkommenssituation, sodass der Kredit schneller abgezahlt werden kann.

Gegen diese Entscheidung spricht der Umstand, dass sich der Kreditnehmer durch den Kauf der Immobilie über Jahrzehnte bindet. Manche Risiken wie Unfall, Krankheit, Erwerbsunfähigkeit oder Tod lassen sich absichern, andere dagegen nicht. Was, wenn durch eine Scheidung der Traum vom gemeinsamen Leben zerplatzt oder wenn der Arbeitsplatz verloren geht und es in der Region keinen Ersatz gibt?

Gibt es Förderungen für den Kauf einer Immobilie?

Es existieren sogar eine ganze Reihe von solchen Maßnahmen. Die bekannteste ist die Eigenheimrente, auch Wohn-Riester genannt. Dazu muss ein Teil der Einkünfte in einen Wohn-Riester-Vertrag eingezahlt werden. Dafür gibt der Staat Zuschüsse. Voraussetzung dafür ist, dass das eingezahlte Geld zum Erwerb einer Immobilie verwendet wird. Die eingezahlten Gelder können zudem von der Steuer abgesetzt werden. Wohn-Riester eignet sich für kinderreiche Familien und für Besserverdiener.

Wohnraumförderung und Baukindergeld stellen dagegen staatliche Hilfen für Menschen mit geringerem Einkommen dar. Ihre Bewilligung ist an Einkommensgrenzen gebunden. Die Förderung umfasst zinsgünstige Kredite, Zuschüsse oder günstiges Bauland.

Wer ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung kaufen möchte, kann auch Unterstützung von der staatlichen KfW Bank bekommen. Das können zinsgünstige Kredite für den Neubau einer Immobilie sein, einschließlich Baunebenkosten und Grundstückskosten, aber auch Zuschüsse für den Umbau oder die Sanierung beim Kauf von bereits existierenden Immobilien.

Auch die Länder und Kommunen haben Förderprogramme und vergeben Zuschüsse. Wer plant, eine Immobilie zu kaufen, muss sich jedoch rechtzeitig vorher informieren. Zuschüsse müssen beispielsweise im Voraus beantragt werden.

Was sind die Vorteile einer selbst bewohnten oder vermieteten Immobilie im Alter?

Auf jeden Fall wird dadurch bares Geld gespart. Im Alter, wenn das Geld sowieso knapper wird, braucht man keine Miete mehr zu bezahlen. Das macht eine Einsparung von mehreren Hundert Euro pro Monat aus. Auch die Sorge vor steigenden Mieten wird hinfällig. Eine vermietete Immobilie bringt ein gutes Zusatzeinkommen, das zudem geringer versteuert wird als Einkommen aus Arbeit oder Rente.

Was sind die Nachteile der eigenen Immobilie?

In der Jugend träumen viele Menschen vom eigenen Haus auf dem Land mit großem Garten und viel Platz für die Kinder. Dass es auf dem Land um die Infrastruktur, soziale Einrichtungen und die medizinische Versorgung schlechter bestellt ist, spielt keine Rolle, weil man ja mit dem Auto schnell in der Stadt ist. Was aber, wenn die Gesundheit nicht mehr mitspielt und man kein Auto mehr fahren kann oder wenn die Kinder ausgezogen sind und man es nicht mehr schafft, das große Haus und den großen Garten in Schuss zu halten? Nicht in allen Regionen Deutschlands kann man Häuser gewinnbringend verkaufen. Es gibt auch Gebiete, in denen ein Überangebot herrscht, weil die Gegend zu entlegen ist oder es keine Arbeit gibt.

Auch ein vermietetes Haus ist keine so sichere Einnahmequelle wie viele glauben. Der Mieter kann ausziehen oder versterben. Einen guten Nachmieter zu finden, ist nicht so einfach. Zusätzlich kassiert der Staat bei den Mieteinnahmen. Wie die Besitzer kommen auch Häuser in die Jahre. Es kann schnell passieren, dass umfangreiche Sanierungsmaßnahmen oder Umbauten erforderlich sind. Woher dann das Geld nehmen?

Wohneigentum ist als alleinige Altersvorsorge ungeeignet, weil es zu viele Ungewissheiten in sich birgt. Es ist dagegen gut als Ergänzung anderer Vorsorgemaßnahmen wie Sparen und Privatrenten. Eine Wohnimmobilie sollte man sich nur zulegen, wenn man sich den Kredit auch leisten kann und man mit seinem Wohnort fest verwurzelt ist. / Fotoquelle: fotolia.de / © Robert Kneschke

Autor: Marlen Schurr

Eine Autorin der ersten Stunde und Frauchen von Emma. Marlen hat Betriebswirtschaft studiert und danach lange bei einer großen Bank gearbeitet. Finanzen und Wirtschaftsthemen sind ihr Steckenpferd, auch bei der Altersvorsorge weiß sie, wovon sie schreibt. Während ihrer Elternzeit hat sie zum Glück immer wieder Zeit gefunden, sich durch Seminare und Vorträge auf dem Laufenden zu halten und arbeitet inzwischen wieder stundenweise in ihrem alten Job, getreu dem Motto „einmal Banker, immer Banker“. Wir freuen uns, dass sie auch den Weg zu uns zurückgefunden hat und wieder da ist!