(Wann) darf die Bank einen Kredit kündigen?

- 24.10.2018 von Marlen Schurr -

Kreditkündigung und ZahlungsverzugFast jeder Verbraucher hat einen, einige sogar mehrere Kredite der verschiedensten Art, vom Immobilienkredit über einen Autokredit bis hin zu einem ganz normalen Verbraucherkredit oder zum ach so bequemen (aber teuren) Dispokredit. Bei den meisten verläuft die Rückzahlung ohne Probleme. Was wäre aber, wenn die Bank den Kredit plötzlich kündigt? Und darf sie das überhaupt?

Kann die Bank überhaupt einen Kredit kündigen?

Ein Kredit ist ein Vertrag, der von jeder der beiden beteiligten Seiten gekündigt werden kann. Mit Kündigung ist eine vorzeitige Beendigung gemeint, also bevor das Darlehen komplett zurückgezahlt wurde. Eine vorzeitige Kündigung eines Kredits hätte für die meisten Verbraucher gravierende wirtschaftliche Folgen. Darum darf die Bank einen Kredit nur kündigen, wenn ganz bestimmte Voraussetzungen dafür vorliegen.

Was sind das für Voraussetzungen?

Die Voraussetzungen sind im § 498 BGB genannt. Demnach ist die Bank zu einer außerordentlichen Kündigung berechtigt, wenn der Kunde in Zahlungsverzug geraten ist. Eine fristgerechte Kündigung durch die Bank ist bei Verbraucherkrediten nicht möglich. In der Praxis ist mit dem Begriff ‚Zahlungsverzug‘ gemeint, dass der Kunde mit mindestens 2 aufeinander folgenden Raten im Rückstand ist. Andere Gründe für eine außerordentliche Kündigung liegen vor, wenn der Kreditnehmer bei einer Vertragslaufzeit bis zu 3 Jahren mit mindestens 10 Prozent und bei einer Vertragslaufzeit über 3 Jahren mit mindestens 5 Prozent des Nennbetrags des Darlehens in Rückstand ist.

Kann auch der Dispokredit gekündigt werden?

Ja, auch das ist möglich, da der Dispokredit kein Grundrecht des Kunden, sondern ein Entgegenkommen der Bank darstellt. Eine Kündigung ist möglich, wenn sich die Vermögensverhältnisse des Kunden drastisch verschlechtern, das bedeutet, wenn der monatliche Geldeingang zurückgeht oder die Schufa der Bank schwerwiegende negative Einträge meldet.

Warum geraten Kunden in Zahlungsverzug?

Die meisten Kunden kommen aufgrund widriger Umstände in ihrem Leben in Zahlungsverzug. Zu den häufigsten Gründen gehören Arbeitslosigkeit oder die Trennung vom Partner. Auch schwere Erkrankungen, Unfälle oder Sucht können eine starke Verringerung des Einkommens und damit Zahlungsverzug zur Folge haben. Manche Kunden verlieren auch einfach die Übersicht über ihre finanziellen Verhältnisse.

Wie erfolgt die außerordentliche Kündigung eines Kredits?

Die Bank kann den Kredit nicht einfach aus heiterem Himmel kündigen. Sie muss dem Kunden mindestens einmal zuvor eine schriftliche Mahnung zukommen lassen und auf die drohende Kündigung des Kreditvertrags hinweisen. Im Mahnschreiben muss die Bank dem Kunden ausreichend Zeit geben, um den bestehenden Zahlungsrückstand auszugleichen. In der Regel setzt die Bank dafür eine Frist von 2 Wochen.

Was kann der Kunde tun, um eine Kündigung des Kredits zu verhindern?

Für gewöhnlich signalisiert die Bank im Mahnschreiben, dass sie zu Gesprächen bereit ist. Der Kunde sollte auf jeden Fall von diesem Angebot Gebrauch machen und mit der Bank Kontakt aufnehmen. Wenn bereits das Mahnschreiben mit der Drohung einer Kündigung im Briefkasten liegt, ist es aber eigentlich schon fast zu spät. Besser ist es, wenn der Kunde bereits Kontakt zur Bank herstellt, sobald sich seine Vermögens- oder Einkommensverhältnisse drastisch verschlechtern, beispielsweise wenn er arbeitslos wird oder frisch geschieden ist. Auch die Bank hat kein Interesse daran, einen Kredit zu kündigen und wird diesen Schritt nur tun, wenn sie keine andere Möglichkeit mehr sieht oder der Kunde einfach alle Kontaktversuche ignoriert.

Was könnte getan werden, um eine Kündigung zu verhindern?

Der Kunde könnte beispielsweise mit der Bank eine Übereinkunft erzielen, den Kredit für eine bestimmte Zeit zu stunden. Das bedeutet, die Tilgung würde vorübergehend eingestellt. Das kann bei Arbeitslosigkeit oder Krankheit helfen, die Durststrecke zu überstehen. Eine andere Möglichkeit wäre, die Laufzeit des Kredits zu verlängern. Dadurch würde sich dann sich die monatliche Belastung verringern.

Was geschieht mit der Schufa bei einer Kredit-Kündigung?

Muss die Bank einen Kredit kündigen, sendet sie eine Meldung an die Schufa. Eine Kredit-Kündigung ist ein schwerwiegender negativer Eintrag, der für den Kunden noch über viele Jahre Nachteile mit sich bringt. Mit einer negativ belasteten Schufa ist es beispielsweise schwer bis unmöglich, eine Wohnung zu finden oder ein Auto zu finanzieren. Auch der Kauf einer Waschmaschine auf Raten oder der Abschluss eines Handyvertrags werden unmöglich. Selbst wenn der Eintrag eines Tages erledigt ist, dauert es danach noch 3 Jahre, bis er endgültig aus den Schufa-Daten gelöscht wird, daher sollte man möglichst alles tun, damit es gar nicht erst zu einem Eintrag kommt. / Fotoquelle: fotolia.de / © eranicle

Autor: Marlen Schurr

Eine Autorin der ersten Stunde und Frauchen von Emma. Marlen hat Betriebswirtschaft studiert und danach lange bei einer großen Bank gearbeitet. Finanzen und Wirtschaftsthemen sind ihr Steckenpferd, auch bei der Altersvorsorge weiß sie, wovon sie schreibt. Während ihrer Elternzeit hat sie zum Glück immer wieder Zeit gefunden, sich durch Seminare und Vorträge auf dem Laufenden zu halten und arbeitet inzwischen wieder stundenweise in ihrem alten Job, getreu dem Motto „einmal Banker, immer Banker“. Wir freuen uns, dass sie auch den Weg zu uns zurückgefunden hat und wieder da ist!