Nach einer Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft fehlen bis zum Jahr 2030 ungefähr fünf Millionen Arbeitskräfte, da die geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren in Rente gehen. Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, ist es, Anreize zu schaffen, damit arbeitsfähige und arbeitswillige Senioren auch über den Renteneintritt hinaus im Arbeitsleben bleiben.
Höhere Rente durch die Rentenaufschubprämie
Wer täglich zur Arbeit geht und 2024 knapp 3.880 Euro brutto im Monat verdiente, dem wurde auf sein Rentenkonto ein Rentenpunkt gutgeschrieben. Ab dem 1. Juli 2025 ist dieser 40,79 Euro wert. Genau um diesen Betrag hat sich die Rente erhöht, und sie steigt weiter mit jedem verdienten Rentenpunkt. Die Anzahl der erarbeiteten Punkte entscheidet über die Höhe der Rente. Rentnerinnen und Rentner, die das gesetzliche Renteneintrittsalter erreicht haben, stellen einen Rentenantrag und erhalten den jeweiligen Betrag Monat für Monat auf ihr Konto. Das ist aber nicht verpflichtend.
Wer gerne noch weiterarbeiten will, kann das tun und erhält weiterhin seine Rentenpunkte gutgeschrieben, was seine Altersrente erhöht. Damit ist der Senior zwar den Arbeitnehmern gleichgestellt, es ist jedoch noch kein besonderer Anreiz, um länger zu arbeiten. Unter der Rentenaufschubprämie versteht man, dass Arbeitnehmer, die über den gesetzlichen Rentenbeginn hinaus weiter beschäftigt sind, für jeden Monat, den sie länger arbeiten, eine um 0,5 Prozent höhere Rente bekommen. Somit erhöht jedes Jahr im Arbeitsleben die Rente noch einmal um 6 Prozent.
Rentenaufschubprämie als Einmalzahlung?
Im Internet finden sich Meldungen über eine Rentenaufschubprämie als Einmalzahlung. Das geht auf einen Kabinettsbeschluss der damals aktuellen Bundesregierung vom 4. September 2024 zurück. Arbeitnehmer können danach die Aufschubprämie auch als Einmalzahlung erhalten, falls sie die Rente um mindestens ein Jahr hinausschieben. Außerdem sollten Arbeitgeber die Beiträge zur Arbeitsförderung und Rentenversicherung direkt an die Arbeitnehmer auszahlen können. Diese Maßnahmen fanden im Parlament keine Mehrheit und konnten deshalb von der Regierung nicht mehr in Kraft gesetzt werden. Ob eine zukünftige Regierung diese Pläne erneut aufgreift, ist fraglich.
Vorteile eines späteren Rentenbeginns
- Höhere Rentenzahlungen bis an das Lebensende
- Senioren können den Renteneintritt selbst bestimmen
- Reduzierung des Fachkräftemangels
- Entlastung des Rentensystems
- Sinn auch im höheren Lebensalter finden
Wer sollte dieses Angebot in Anspruch nehmen?
Grundsätzlich gilt, dass jeder Versicherte, der mindestens fünf Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt hat, von diesem Angebot Gebrauch machen kann. Darüber hinaus ist es jedoch eine sehr persönliche Entscheidung, wobei verschiedene Punkte zu bedenken sind. Zunächst geht es um die eigene Gesundheit. Nicht jeder ist in der Lage, länger als bis 67 zu arbeiten. Viele Menschen sehnen sich schon früher nach dem wohlverdienten Ruhestand. Dies gilt vor allem für Menschen, die eine physisch oder psychisch belastende Tätigkeit ausüben.
Wichtig ist auch die finanzielle Situation. Wer gut vorgesorgt hat und über eine gute Rente verfügt, braucht sich darüber oft wenig Gedanken zu machen. Er kann auch früher in Rente gehen. Andererseits ist es oft so, dass ein späterer Rentenbeginn noch einige hundert Euro mehr in die Rentenkasse spülen kann. Hier sind Gesundheit und finanzielle Situation gegeneinander aufzuwiegen. In diesem Punkt sollte man sich mit einem Rentenberater und dem Hausarzt austauschen. Nicht zuletzt spielt auch die persönliche Lebensplanung eine Rolle. Wer sich einem vernachlässigten Hobby widmen will, die Welt bereisen möchte oder eine neue Liebe sucht, für den ist ein späterer Rentenbeginn auch nicht unbedingt reizvoll.
Rentenbezug und Einkommen als Alternative
Eine andere Möglichkeit stellt der Rentenbezug mit gleichzeitigem Einkommen dar. Wer das Rentenalter erreicht hat, kann unbegrenzt hinzuverdienen. Beiträge zur Arbeitslosenversicherung und Rentenversicherung müssen nicht mehr entrichtet werden, was den Verdienst zusätzlich erhöht. Allerdings ist es möglich, freiwillig in die Rentenkasse einzuzahlen und dadurch den Rentenanspruch zu erhöhen. Das funktioniert sogar bei einem Minijob. / PeopleImages com – Yuri A