Mehr Geld trotz Krise: Deutsche Tariflöhne steigen

- 16.11.2012 von Sonja Hess -

Tariflöhne und LohnerhöhungWährend Europa immer weiter in die Schuldenkrise hineinschlittert, steht die deutsche Wirtschaft weiterhin gut da. Dabei scheint es nicht nur so, als ob sie die negativen Entwicklungen der Schuldenkrise kaum zu spüren bekommt, sondern konnte in den vergangenen Monaten sogar diverse Topwerte vorweisen. Profitieren konnten davon nicht zuletzt auch die Angestellten mit satten Lohnerhöhungen, auch wenn diese sich in den unterschiedlichen Branchen heterogen entwickelten.

Löhne im öffentlichen Dienst steigen am stärksten

Profitieren konnten von den Lohnerhöhungen vor allem Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Laut dem Bericht des Statistischen Bundesamtes, der alle drei Monate veröffentlich wird, stiegen am stärksten die Löhne der Bediensteten im Bereich Erziehung und Bildung. Hier lag die Erhöhung des Monatsverdienstes bei vier Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Ferner konnten sich Beamte in der öffentlichen Verwaltung über einen Geldsegen freuen. Deren Monatslohn stieg um 3,6 Prozent. Aber nicht nur der öffentliche Dienstherr zeigte sich in diesem Jahr von seiner generösen Seite, auch in der Privatwirtschaft stiegen die Löhne, wenngleich die Dynamik von Branche zu Branche unterschiedlich verteilt war. Besonders profitieren konnten laut einem Bericht der Tageszeitung „WELT“ Angestellte im verarbeitenden Gewerbe, deren Löhne um 3,9 Prozent stiegen, also nur unwesentlich weniger als im öffentlichen Bereich.

Letzte Lohnerhöhungen für die nächsten Jahre?

Weniger rosig sehen dagegen die Lohnentwicklungen im Bereich Gastgewerbe und im Versicherungsbereich aus, wo sich die Löhne nur um 2,6 bzw. 2,3 Prozent erhöhten und somit nur leicht über der Inflationsrate liegen. Ferner ist zu beachten, dass sich die Zahlen des Statistischen Bundesamtes auf Tariflöhne beziehen. Das heißt, nur die Löhne derjenigen Angestellten erhöhten sich um die genannten Prozentzahlen, deren Arbeitgeber auch einen entsprechenden Tarifmantelvertrag abgeschlossen hatten. Angestellte kleinerer Betriebe, deren Arbeitgeber eben nicht Unterzeichner solcher Tarifmantelverträge sind, können sich, wenn überhaupt, nur über deutlich geringere Lohnerhöhungen freuen. Ebenso scheint es so – und darin sind sich viele Volkswirte einig -, dass die Finanzkrise nicht ewig an der deutschen Wirtschaft abperlen wird. Die russische Nachrichtenagentur „RIA Novosti“ zitierte dazu den Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, laut dem Deutschland angesichts der neuesten Entwicklungen zur Krisenzone gehöre und schon bald mit einer Rezession zu rechnen sei. 2011/2012 werden somit fürs Erste die letzten Jahre satter Lohnerhöhungen sein. / Fotoquelle: fotolia.de / © vege

Autor: Sonja Hess

Freiberufliche Autorin und Powerfrau, die sich in allen Bereichen zum Thema Arbeitsrecht, Finanzen und Karriere auskennt. Sie macht uns vor, dass es kein Problem ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. 2012 hat sie ihren ersten Text für uns geschrieben und nach einer etwas längeren Babypause freut sie sich nun, wieder die Ärmel hochkrempeln und schreiben zu können