Überstunden ablehnen:

- 26.09.2025 von Martina Lücking -

Wann dürfen Arbeitnehmer Nein sagen – und was sind die Folgen?

Im Berufsalltag kommt es häufig vor, dass Mitarbeiter Überstunden leisten sollen. Doch wann ist es rechtlich in Ordnung, diesen Wunsch des Arbeitgebers abzulehnen? In diesem Artikel möchten wir Ihnen alle wichtigen Informationen und Auswirkungen der Ablehnung von Überstunden aufzeigen.

Die rechtliche Seite: Was sagt das Gesetz?

Grundsätzlich sind Überstunden in Deutschland nur dann verpflichtend, wenn sie ausdrücklich im Arbeitsvertrag, in einem Tarifvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung festgelegt sind. Fehlen solche Regelungen, können Arbeitnehmer Überstunden in der Regel ablehnen, es sei denn, es liegt ein dringender betrieblicher Notfall vor, bei dem eine vorübergehende Pflicht zur Mehrarbeit bestehen kann. Zudem schützt das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) die Rechte der Beschäftigten. Dieses legt fest, dass die tägliche Arbeitszeit in der Regel acht Stunden nicht überschreiten darf. Allerdings kann sie in Ausnahmesituationen auf bis zu zehn Stunden verlängert werden, sofern innerhalb von sechs Monaten ein durchschnittlicher Acht-Stunden-Tag erreicht wird.

Von Bedeutung ist außerdem der Arbeits- oder Gesundheitsschutz. Arbeitnehmer sind nicht verpflichtet, Überstunden zu leisten, wenn diese ihre Gesundheit gefährden könnten. Ein Beispiel wäre eine Situation, in der durch anhaltenden Stress gesundheitliche Probleme auftreten.

Praktische Überlegungen: Wann ist es sinnvoll, Überstunden abzulehnen?

Überstunden können sich negativ auf die Work-Life-Balance auswirken. Möglicherweise haben Sie private Verpflichtungen, die ebenfalls einer hohen Priorität bedürfen, wie Kinderbetreuung oder ehrenamtliche Tätigkeiten. Wenn die Mehrarbeit dazu führt, dass persönliche oder familiäre Bedürfnisse dauerhaft vernachlässigt werden, ist es ratsam, die Aufnahme von Überstunden zu überdenken.

Darüber hinaus sollten Sie die Folgen für Ihre Leistungsfähigkeit und Motivation berücksichtigen. Regelmäßige Überstunden können zu einer erhöhten Fehlerquote und schließlich zu einem Burnout führen. In solchen Fällen kann es sinnvoller sein, an die Grenzen Ihrer Belastbarkeit zu denken und auch einmal „Nein“ zu sagen, um langfristig leistungsfähig zu bleiben.

Mögliche Konsequenzen und Handlungsalternativen

Das grundsätzliche Verweigern von Überstunden kann in einem angespannten Arbeitsumfeld gewisse Schwierigkeiten mit sich bringen, insbesondere wenn keine klare vertragliche Regelung besteht. Manche Arbeitgeber könnten dies als mangelnde Flexibilität oder geringe Einsatzbereitschaft interpretieren. Um Missverständnisse zu vermeiden, ist ein offenes und klares Gespräch mit dem Vorgesetzten ratsam. In solchen Gesprächen können Lösungen gefunden werden, die sowohl den Erwartungen des Unternehmens als auch den eigenen Bedürfnissen gerecht werden.

Eine mögliche Alternative zur Vermeidung von Überstunden könnte die Anpassung der Arbeitszeitmodelle sein. Flexibilisierung, wie etwa Gleitarbeitszeiten, kann helfen, das Arbeitspensum individuell zu gestalten und an persönliche Anforderungen anzupassen. Zudem kann das Führen von transparenten Kommunikationskanälen dazu beitragen, dass Überstunden vermieden werden, indem Arbeitslast besser geplant und verteilt wird.

Fazit

Das Ablehnen von Überstunden ist ein sensibles Thema, das sowohl rechtliche als auch praktische Überlegungen beinhaltet. Es ist wichtig, sich der eigenen Rechte bewusst zu sein und gleichzeitig die Auswirkungen der Entscheidung auf das Arbeitsumfeld abzuwägen. Durch klare Kommunikation und flexible Arbeitsmodelle kann oft eine einvernehmliche Lösung gefunden werden. So können Sie Überstunden vermeiden, ohne das Risiko einzugehen, Ihre berufliche Position zu gefährden.

Mit diesen Informationen sollte es Ihnen möglich sein, eine fundierte Entscheidung zu treffen, die sowohl Ihre beruflichen als auch privaten Bedürfnisse berücksichtigt. Zögern Sie nicht, im Zweifelsfall rechtlichen Rat einzuholen, um Ihre Rechte optimal zu wahren.