Gesetzliche Krankenkassen – Zusatzbeiträge kommen

- 19.12.2014 von Gaby Mertens -

Krankenkassenbeitrag und KrankenversicherungZum 1. Januar 2015 sinken die Krankenkassenbeiträge. Doch für vorschnelle Freude besteht kein Anlass, denn es ist davon auszugehen, dass die Kassen auf breiter Front Zusatzbeiträge erheben werden.

2014 – ein Defizit-Jahr für die Krankenkassen

Der Grundbeitrag wird mit dem Jahreswechsel von 15,5 Prozent auf 14,6 Prozent abgesenkt. Die Reduzierung um 0,9 Prozentpunkte ist aber nicht unbedingt der günstigen Finanzlage geschuldet. Ganz im Gegenteil, die Finanzsituation hat sich in diesem Jahr spürbar verschlechtert. Es handelt sich vielmehr um eine Reform der Großen Koalition, die den Wettbewerb unter den Krankenkassen stärken soll. Diese können wegbrechende Einnahmen durch Zusatzbeiträge auffangen.

Das ist wohl nötig, denn aktuellen Berichten zufolge haben die gesetzlichen Krankenkassen in diesem Jahr mit Verlust gewirtschaftet. Bis zum Ende des dritten Quartals sollen sie 740 Millionen Euro mehr ausgegeben haben, als ihnen aus dem Gesundheitsfonds erstattet wurde. Im vergangenen Jahr war noch ein Überschuss von 1,5 Mrd. Euro erzielt worden. Bei den diesjährigen Defiziten zeigt sich allerdings ein differenziertes Bild. Während AOK und Knappschaft Überschüsse in Höhe von 350 Mio. Euro bzw. 118 Mio. Euro erreicht haben, liegt die Unterdeckung bei den Betriebskrankenkassen bei 257 Mio. Euro, bei den Ersatzkassen sogar bei 830 Mio. Euro. Hier haben hohe Prämienausschüttungen von 424 Mio. Euro erheblich zu dem großen Loch beigetragen.

Reserven und Wettbewerb begrenzen Zusatzbeiträge

Ansonsten sind die Defizite vor allem durch Änderungen im Finanzausgleich unter den Kassen und gestiegene Gesundheitskosten bedingt. Mit dem Minus geht eine fünfjährige Gewinnära bei der gesetzlichen Krankenversicherung zu Ende. In dieser Zeit konnten die Kassen erhebliche Rücklagen aufbauen, die jetzt zur Deckung von Defiziten eingesetzt werden. Sie tragen womöglich auch dazu bei, dass sich die Zusatzbeiträge in Grenzen halten werden.

Experten vermuten, dass die Kassen aus Wettbewerbsgründen versuchen werden, die Beitragsbelastung nicht über das bisherige Niveau anzuheben. Zusatzbeiträge werden sich daher maximal bei 0,9 Prozent, wahrscheinlich sogar eher darunter bewegen. Dann bliebe den Versicherten sogar noch etwas Ersparnis übrig. Da die Senkung des Grundbeitrags erhebliche Einnahmeausfälle generieren wird, wird allerdings davon ausgegangen, dass praktisch alle gesetzlichen Krankenversicherungen – auch die Kassen mit derzeit noch erwirtschafteten Überschüssen – von der Möglichkeit des Zusatzbeitrags Gebrauch machen. Nur die Höhe dürfte von Kasse zu Kasse unterschiedlich ausfallen.

Wechsel kann sich lohnen

Für Versicherte ist dies durchaus ein Anlass, den Krankenkassenwechsel zu prüfen. Denn der Arbeitgeberanteil bei der Krankenversicherung ist bei 7,3 Prozent – der Hälfte von 14,6 Prozent – eingefroren. Darüber hinausgehende Beiträge tragen Arbeitnehmer zu hundert Prozent. Ergo kommen ihnen auch Ersparnisse durch einen Wechsel zu einem Anbieter mit einem niedrigeren Zusatzbeitrag in voller Höhe zugute.

Noch halten sich die Krankenkassen bedeckt. Es ist aber davon auszugehen, dass in den nächsten Wochen eine große Welle an Mitteilungen über Zusatzbeiträge rausgehen wird. Viele blicken auf den Marktführer Techniker Krankenkasse, mit dessen Ankündigung für den 12. Dezember gerechnet wird. Denn bis spätestens zum 2. Januar müssen die Versicherungen ihre Kunden informiert haben. / Fotoquelle: fotolia.de / © Stefan Gräf

Autor: Gaby Mertens

Auch Gaby war in der Versicherungsbranche tätig und hat schreibt schon seit 2011 für unser Magazin. Nach einer längeren Auszeit im Ausland ist sie nun wieder da, und wir freuen uns, dass sie uns wieder mit ihren Texten unterstützt und immer eine Tüte Gummibärchen für die Kollegen bereithält.