Prämien für gesunden Lebensstil – Krankenkassen sammeln Fitnessdaten

- 24.04.2015 von Gaby Mertens -

Praeventionsmassnahmen der KrankenkassenDas Motiv liegt auf der Hand: Je gesünder ihre Mitglieder sind, desto geringer sind die Ausgaben der Krankenkassen. Dass sie deshalb auch für einen gesunden Lebensstil und Präventionsmaßnahmen werben, ist nicht verwunderlich und an sich kein Anlass zur Kritik. Bei der Tatsache, dass Krankenkassen inzwischen auch Anreize in Form von Prämien nutzen, um eine gesunde Lebensweise zu fördern, gehen die Meinungen jedoch weit auseinander.

Technik bietet Datensammlern vielfältige Möglichkeiten

Die technische Entwicklung eröffnet Datensammlern inzwischen jedenfalls ungeahnte Möglichkeiten, und an ersten Angeboten, die Krankenversicherten im Gegenzug für eine gewisse Überwachung bestimmte Anreize in Form von Rabatten oder günstigeren Tarifen offerieren, wird bereits intensiv gearbeitet. In Deutschland war die Generali-Versicherung das erste Unternehmen der Branche, das eine entsprechendes Produkt ankündigte. Technisch ist so etwas heute längst kein Problem mehr. Blutdruckmessgeräte und Fitness-Apps fürs Smartphone, Herzfrequenz-Messbänder, Schrittzähler und Fitnessarmbänder machen es möglich, eine Vielzahl von Daten zu erheben, die für die Berechnung individueller Gesundheitsindizes genutzt werden können. Je nach Modell können daraus dann Informationen zu Gesundheitsrisiken oder zur Lebenserwartung abgeleitet werden.

17 Prozent der Deutschen tragen Fitness-Armbänder

Was die Datenschützer alarmiert, wird von der sogenannten Quantified-Self-Bewegung durchaus positiv gesehen und freiwillig praktiziert. Dort vertritt man die Ansicht, dass man seine Lebensweise nur dann verbessern könne, wenn man dazu seine individuellen Kennziffern erfasst und optimiert. Einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC zufolge sollen mittlerweile bereits 17 Prozent der Deutschen sogenannte Fitness-Armbänder tragen. Und wer ein Smartphone besitzt, hat seine potenzielles Überwachungstechnik ohnehin schon dabei. So ist beispielsweise auf jedem iPhone das Apple-Health-Kit installiert, eine App, die sich allenfalls abschalten, aber nicht löschen lässt. Bei der Konkurrenz heißt ein ähnliches Programm Google Fit.

Dauerüberwachung befürchtet

Für viele andere Menschen ist es jedoch der reine Horror, sich auch nur vorzustellen, dass ein Dritter anhand der entsprechenden Daten detailliert nachvollziehen könnte, wie viel sie am Tag gelaufen sind, ob sie sich dabei auf ebener Strecke bewegt oder ob sie Höhenunterschiede überwunden haben und dergleichen mehr. Was Kritiker und Datenschützer umtreibt, ist vor allem auch die Sorge, dass aus freiwilliger Überwachung auf indirektem Wege ein faktischer Überwachungszwang entstehen könnte. Das wäre spätestens dann der Fall, wenn diejenigen, die sich nicht dauerhaft überwachen lassen wollen, schlechtere Versicherungskonditionen hinnehmen müssten, weil man ihnen pauschal einen ungesünderen Lebenswandel unterstellt.

Erste Konzepte umgesetzt

In Großbritannien und den USA sind Krankenkassen bereits dazu übergegangen, von ihren Versicherten geringere Beiträge zu kassieren oder ihnen Boni zu zahlen, wenn diese sich genug bewegen. So können sich die Mitglieder einer New Yorker Krankenkasse beispielsweise bis zu 240 Dollar jährlich in Form von Amazon-Gutscheinen „erarbeiten“, wenn sie ihr tägliches Pensum an Schritten gehen und sich zur Kontrolle einen „Fitness tracker“ um den Arm binden. In Deutschland kooperiert die AOK Nordost inzwischen mit der Schweizer Start-up-Firma dacadoo und erstattet ihren Mitgliedern für ein Jahr die dacadoo-Beiträge, wenn sie sich dort anmelden. Zudem ist geplant, den Gesundheitsindex in das Bonusprogramm zu integrieren. Von der EU-Kommission werden diese Aktivitäten positiv gesehen. Erst kürzlich hat sie dacadoo als eine der sechs besten „e-Health-Solutions“ des Jahres 2015 nominiert. / Fotoquelle: fotolia.de / © alexey_boldin

Autor: Gaby Mertens

Auch Gaby war in der Versicherungsbranche tätig und hat schreibt schon seit 2011 für unser Magazin. Nach einer längeren Auszeit im Ausland ist sie nun wieder da, und wir freuen uns, dass sie uns wieder mit ihren Texten unterstützt und immer eine Tüte Gummibärchen für die Kollegen bereithält.