Private Krankenversicherung: Günstiger als die Gesetzliche?

- 30.01.2015 von Gaby Mertens -

Private KrankenversicherungPrivate Krankenversicherungen locken in ihrer Werbung immer wieder mit vermeintlich günstigeren Beiträgen und besseren Leistungen als die gesetzlichen Kassen bieten. Doch lohnt sich ein Wechsel wirklich?

 

Meist höheres Leistungsniveau bei Privaten

Arbeitnehmer, deren Jahres-Einkommen die Pflichtversicherungsgrenze (2015: 54.900 Euro) übersteigt, können von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung wechseln. Freiberufler und Selbständige haben grundsätzlich die Möglichkeit, sich privat zu versichern, auch für die – hier nicht näher betrachteten – Beamten gilt die ‚Private‘ üblicherweise als Regelversicherung.

Das Leistungsniveau der gesetzlichen Krankenversicherung orientiert sich am medizinischen Grundversorgungs-Bedarf. Das schließt allgemein notwendige Leistungen zur Verhütung und Behandlung von Krankheiten ein. Darüber hinaus tritt die gesetzliche Krankenversicherung vielfach nicht ein. Hier ist Versicherungsschutz über private Zusatzversicherungen möglich. Die private Krankenversicherung deckt dagegen bereits viele Zusatzversicherungs-Leistungen im Rahmen ihrer regulären Tarife ab. Insofern ist das Leistungsniveau in der Tat höher – zumindest im Schnitt, Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.

Solidarprinzip versus Versicherungsprinzip

Der grundlegende Unterschied zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung liegt aber in der Organisation der Beiträge. Während die gesetzlichen Krankenkassen Beiträge nach dem Solidarprinzip erheben, kalkulieren private Krankenversicherungen nach dem Versicherungsprinzip. Solidarprinzip bedeutet, dass der Beitrag sich an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Versicherten orientiert; beim Versicherungsprinzip erfolgt die Beitragsberechnung auf der Basis des individuellen Gesundheitsrisikos. Das hat Konsequenzen:

Die Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung sind von den Einkünften abhängig und werden bis zur Beitragsbemessungsgrenze als Prozentsatz vom Einkommen erhoben. Eine Besonderheit ist die Familienversicherung. Familienangehörige können unter bestimmten Voraussetzungen in der gesetzlichen Krankenversicherung kostenlos mitversichert werden.

In der privaten Krankenversicherung ist das Einkommen dagegen irrelevant. Die Beiträge richten sich hier ausschließlich nach dem Risiko, dabei spielt das Alter eine entscheidende Rolle. Je höher das Eintrittsalter ist, umso höher sind die Versicherungsbeiträge. Die privaten Krankenkassen sind zwar verpflichtet, Altersrückstellungen zu bilden, um den altersbedingten Beitragsanstieg abzufedern, das bremst aber nur. Eine Familienversicherung gibt es bei der privaten Krankenversicherung nicht. Hier muss jedes Familienmitglied individuell versichert werden.

Es kommt auf die Lebensplanung an

Vom Wechsel in die private Krankenversicherung profitieren daher vor allem junge, gut verdienende Arbeitnehmer, die auf Dauer Single und ohne Kinder bleiben wollen. Sie erhalten beim Wechsel gegen geringere Beiträge einen echten Mehrwert. Wer so nicht kalkulieren kann oder will, weil seine Lebensplanung auch andere Optionen vorsieht, hat die Qual der Wahl. Denn welches Versicherungssystem langfristig das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, lässt sich aus heutiger Sicht kaum mit Sicherheit sagen. Zu vielfältig sind die Variablen, die dabei eine Rolle spielen.

Die Crux dabei ist: wenn einmal in die private Krankenversicherung gewechselt wurde, ist der Rückweg nur noch unter ganz engen Voraussetzungen möglich. Kaum eine Chance haben Versicherte, die älter als 55 sind. Ihnen bleibt nur der Wechsel in den Basistarif der Privaten. Er sieht vergleichbare Leistungen wie die gesetzliche Krankenkasse vor. Wer eine Familie hat oder gründen will, für den dürfte der Verbleib in der gesetzlichen Krankenversicherung – ggf. in Verbindung mit privaten Zusatzversicherungen – langfristig gesehen die bessere Lösung sein.

Autor: Gaby Mertens

Auch Gaby war in der Versicherungsbranche tätig und hat schreibt schon seit 2011 für unser Magazin. Nach einer längeren Auszeit im Ausland ist sie nun wieder da, und wir freuen uns, dass sie uns wieder mit ihren Texten unterstützt und immer eine Tüte Gummibärchen für die Kollegen bereithält.