Auslandskrankenversicherung – erst informieren, dann reisen

- 08.03.2013 von Sonja Hess -

Reiseapotheke und Krankenversicherung für das AuslandSpontane Kurzurlaube, von langer Hand vorbereitete Weltreisen, berufliche Termine, Schüler- und Studentenaustausch, Praktika – immer mehr Menschen sind immer häufiger auch für längere Zeit im Ausland unterwegs. Wer auf seinen weltweiten Wegen keine unliebsamen Überraschungen erleben möchte, tut gut daran, sich vorab auch mit dem Thema Auslandskrankenversicherung zu beschäftigen. Achtung: Auch bei Reisen innerhalb der EU kann es sinnvoll sein, eine Zusatzversicherung abzuschließen.

Alles Standard?

Von der Glühbirne bis zum DVD-Player – in vielen Bereichen unseres Lebens gelten europaweit, zum Teil sogar bereits weltweit, verbindliche Standards. Anders beim Thema Krankenversicherung. In fast jedem Land gelten unterschiedliche Regelungen, zumal mit Blick auf die Behandlung ausländischer Patienten. Die medizinische Erstversorgung vor Ort ist dabei nur die eine Seite der Medaille, auch die Bedingungen und der Kostenrahmen für einen eventuellen Rücktransport in die Heimat können von Land zu Land höchst unterschiedlich ausfallen, Kosten quasi aus dem Nichts in schwindelnde Höhen explodieren. Vorab-Information ist also dringend geboten.

Krankenversichert innerhalb der EU? Grundsätzlich ja, aber…

Unite, unite Europe – und deswegen gilt auch im Krankheitsfall: EU-Bürger sind innerhalb der EU grundsätzlich krankenversichert. Jeder Versicherte kann ohne zusätzliche Kosten bei seiner Krankenkasse die Europäische Krankenversicherungskarte anfordern und stellt damit sicher, dass er während eines vorübergehenden Aufenthaltes in einem der 27 EU-Staaten, aber auch in Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz, so genannte „Gesundheitsdienstleistungen“ in Anspruch nehmen kann. Das klingt komfortabel, kann aber im Detail erhebliche Tücken aufweisen. Wer im EU-Ausland einen Arzt aufsucht oder gar ins Krankenhaus muss, der hat in dem jeweiligen Land die gleichen Rechte und erhält die gleiche Behandlung wie ein dort ansässiger Kassenpatient. Es liegt auf der Hand, dass es dabei beträchtliche regionale Unterschiede geben kann. Wer sich in Dänemark ein Bein bricht, hat es mit großer Wahrscheinlichkeit besser getroffen als ein Reisender, der bei einer Besichtigung der Akropolis unglücklich stolpert. Hier muss also jeder selbst entscheiden, ob ihm der landesübliche Standard genügt oder ob er – um mögliche Risiken und Kosten abzufedern – eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung abschließen möchte.

Tipp für europäische Vielreisende: Seit kurzem bietet die EU-Kommission in Sachen Europäischer Versicherungskarte einen praktischen Service. Per App, die man sich kostenfrei aus dem Netz aufs Handy herunterladen kann, hat man alle Infos rund um die Versicherungskarte griffbereit und kann sich jederzeit schnell einen Überblick über die jeweiligen Länderstandards und mögliche Zusatzkosten verschaffen, länderspezifische Notrufnummern und Kontaktdaten inklusive. Die App hört auf den bezeichnenden Namen „Europäische Krankenversicherungskarte“.

Außerhalb der EU ist Vorsicht geboten

Bei Reisen in die große weite Welt, seien es die USA oder Südafrika, Lateinamerika oder asiatische Staaten empfiehlt es sich grundsätzlich, eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung abzuschließen – und zwar ganz unabhängig davon, wie die jeweiligen Landesregelungen aussehen. Eine Auslandskrankenversicherung ist erstaunlich kostengünstig zu haben und kostet – je nach Versicherungsumfang – in der Regel zwischen acht und fünfundzwanzig Euro pro Person, für Familien gibt es eigene Familientarife. Diese Versicherung deckt in der Regel alle Ansprüche ab, die auf unterschiedlichen Reisen innerhalb eines Jahres entstehen können. Bedingung ist, dass eine Reise jeweils nicht länger als 42 Tage am Stück dauern darf. Weltenbummler, die länger unterwegs sind oder rund um den Globus verschiedenen Ländern Stippvisiten abstatten, sollten in jedem Fall genauer mit ihren Kassen reden. Hier kommt es darauf an, dass der Versicherungsschutz den individuellen Plänen und Anforderungen angepasst wird – deshalb gibt es Leistungspakete mit unterschiedlichem Umfang – und zwar nicht nur für Privatpatienten, sondern für Jedermann und Jederfrau.

Genau prüfen, dann entscheiden!

Der direkteste Weg zur Auslandskrankenversicherung führt über die eigene Krankenkasse, trotzdem lohnt es sich, sich auf dem Markt umzuschauen und unterschiedliche Angebote zu prüfen. Neben den großen Versicherungen gibt es unterschiedliche Spezialisten, zu denen z.B. auch der ADAC oder verschiedene Kreditkartenanbieter gehören. So vielfältig wie die Angebote sind die Leistungen. Häufig wird die Krankenversicherung in Kombination mit anderen Reiseversicherungen – z.B. Reiserücktritt, Reisegepäck – angeboten. Hier gilt es also in jedem Fall genau zu prüfen, welcher Leistungsumfang sinnvoll ist und individuell benötigt wird. Im Zweifel hilft die Stiftung Warentest. Auch im Internet gibt es Vergleichsportale, bei denen man sich schnell einen Überblick verschaffen und die Reiseversicherung auch gleich buchen kann. Und dann: Gute Reise und eine sichere Heimkehr! / Fotoquelle: fotolia.de / © liveostockimages

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Autor: Sonja Hess

Freiberufliche Autorin und Powerfrau, die sich in allen Bereichen zum Thema Arbeitsrecht, Finanzen und Karriere auskennt. Sie macht uns vor, dass es kein Problem ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. 2012 hat sie ihren ersten Text für uns geschrieben und nach einer etwas längeren Babypause freut sie sich nun, wieder die Ärmel hochkrempeln und schreiben zu können