Der Abschluss einer privaten Krankenzusatzversicherung liegt im Trend. Rund 23,5 Millionen Kassenpatienten verfügen über entsprechende Tarife, fast 25 Prozent mehr als noch vor acht Jahren. Doch inwieweit empfiehlt sich solcher Zusatzschutz wirklich? Die Antwort hängt von den individuellen Umständen ab.
Gesetzliche Krankenkassen bieten Regelleistungen
Die gesetzliche Krankenversicherung bietet ihren Mitgliedern die Erstattung der Kosten für die medizinische Regelversorgung. Dies ist im Allgemeinen ausreichend, um die adäquate Behandlung von Krankheiten und die Erhaltung der Gesundheit zu gewährleisten. Bei Leistungen, die über das Übliche hinausreichen, und bei besonderen Behandlungen zeigen sich die Krankenkassen dagegen eher zugeknöpft. Gerade wenn es um teuren Zahnersatz oder Krankenhausaufenthalte geht, müssen Kassenpatienten Abstriche bei den Leistungen hinnehmen oder einen erheblichen Teil der Kosten selbst tragen. Private Krankenzusatzversicherungen versprechen, bestehende Leistungslücken zu schließen. Mit einem Abschluss sei man dann de facto auch als Kassenpatient so gestellt wie ein Privatpatient.
Privater Zusatzschutz – die Qual der Wahl
Die privaten Krankenversicherungen bieten dabei eine verwirrende Vielfalt für den Zusatzschutz an. Kunden haben hier oft die Qual der Wahl. Für Krankenhaus, Zahnbehandlung, Brillen, Heilpraktiker oder Auslandsschutz sind jeweils eigene Tarife vorhanden, so dass man als Versicherungsnehmer das Gewünschte nach dem Baukastenprinzip selbst zusammensetzen kann. Viele Versicherer sehen auch abgestufte Paketlösungen vor, in denen mehrere Leistungskomponenten zusammengefasst sind. Hinzu kommt, dass es erhebliche Unterschiede im Leistungsniveau und -umfang zwischen den Anbietern gibt, viele Details verstecken sich oft im Kleingedruckten der Versicherungsbedingungen. Ein genauer Blick und Vergleich empfiehlt sich. Auf jeden Fall sollte man sich nicht nur auf die Kooperationspartner der jeweiligen gesetzlichen Krankenkasse verlassen, sondern den Markt als Ganzes in seine Entscheidung einbeziehen.
Auch die privaten Zusatzversicherungen leisten in vielen Fällen nicht in vollem Umfang, sondern erstatten nur einen Prozentsatz. Daher bleibt vielfach trotz Versicherungsschutz ein gewisser Eigenanteil. Viele Versicherer werben dabei mit hohen Prozentsätzen bei der Erstattung. Hier sollte aber immer die Bezugsgrundlage näher geprüft werden. Es macht einen erheblichen Unterschied, ob sich der Prozentsatz auf die Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung, die tatsächlich anfallenden Kosten oder die Differenz zwischen Kosten und gesetzlicher Erstattung bezieht.
Eine private Krankenzusatzversicherung sollte grundsätzlich eher in jüngeren Jahren abgeschlossen werden. Die Beiträge fallen hier günstiger aus, weil das Krankheitsrisiko geringer ist. Denn private Versicherungen kalkulieren ihre Beiträge nach dem Risiko – anders als die gesetzlichen Krankenkassen, die nach dem Solidarprinzip aufgebaut sind. Insbesondere Krankenhaus-Zusatzversicherungen können für Ältere recht teuer werden, nicht selten lehnen die Versicherer den Versicherungsabschluss wegen zu hohen Alters oder bestehender Vorerkrankungen überhaupt ab. In diesem Fall können – sofern angeboten – Wahltarife der gesetzlichen Krankenkasse eine Alternative sein.
Private Zusatzversicherungen – was sinnvoll ist
Welche privaten Zusatzversicherungen sind nun tatsächlich sinnvoll, welche etwas für Komfortbewusste und welche überflüssig? Hier eine Übersicht:
- Zahnzusatzversicherung: Sie gehört zu den am häufigsten abgeschlossenen Zusatzversicherungen. Ein Abschluss kann sinnvoll sein, vor allem wenn es um Zahnersatz geht. Die gesetzlichen Kassen zahlen hier nur Festzuschüsse, die aber nur einen Bruchteil der Kosten ausmachen, wenn es um teure Kronen, Brücken und Implantate geht. Auf Versicherungsnehmer können hier schnell Kosten in Höhe von mehreren Tausend Euro zukommen. Die Zahnzusatzversicherung übernimmt hier zumindest einen erheblichen Teil der Kostendifferenz.
- Auslandskrankenversicherung: Auslandsreise-Krankenschutz ist sehr zu empfehlen, da die gesetzliche Krankenversicherung auch innerhalb der EU Leistungslücken aufweist. So werden zum Beispiel die Kosten für einen medizinisch notwendigen Rücktransport nicht erstattet. Mit einer Zusatzversicherung können solche Risiken abgedeckt werden. Oft wird der Auslandskrankenschutz in Verbindung mit einer anderen Zusatzversicherung angeboten. Günstiger ist in der Regel der separate Abschluss.
- Krankenhaus-Zusatzversicherung: Mit dieser Versicherung erwirbt man den Anspruch auf Chefarztbehandlung und/oder ein Ein- bzw. Zweibettzimmer im Krankenhaus wie ein Privatpatient. Zwingend für die medizinische Versorgung ist ein solcher Zusatz nicht, der Abschluss sollte davon abhängig gemacht werden, wie viel einem solche Leistungen wert sind.
- Krankenhaustagegeld-Versicherung: Sie zahlt vereinbarte Tagessätze bei Krankenhausaufenthalten für die Abdeckung von Telefon-, Fernseh- oder sonstigen Nebenkosten. Auf diese Zusatzversicherung kann am ehesten verzichtet werden.
- Krankentagegeld-Versicherung: Arbeitnehmer erhalten bei längerer Krankheit in den ersten sechs Wochen Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber, danach zahlt die gesetzliche Krankenkasse Krankengeld. Der Abschluss einer zusätzlichen privaten Krankentagegeld-Versicherung ist daher nicht erforderlich. Anders sieht es bei Selbständigen und Freiberuflern aus. Für sie ist eine solche Versicherung sinnvoll.