Die Deutschen erben und vererben immer mehr. Im Jahr 2023 wurde der Rekordwert von etwa 121,5 Milliarden Euro vererbt. Rechnet man das auf alle Einwohner Deutschlands um, erbte jeder Bürger im Durchschnitt mehr als 1.400 Euro. Über den Geldsegen freuen sich nicht nur die Erben, sondern auch das Finanzamt, weil die Erbschaftsteuer dem Staat beachtliche Einkünfte beschert. Durch eine Vermögensübertragung kann man jedoch legal Steuern sparen.
Ab welchem Betrag wird die Erbschaftssteuer fällig und wie hoch fällt sie aus?
Viele Menschen glauben, dass Erbschaftsteuer nur etwas sei, was die Erben von Millionenvermögen betreffen würde. Das ist jedoch ein Irrtum. Es gibt zwar bei einer Erbschaft Freibeträge, je nach der Beziehung zum Erblasser können diese aber lediglich 20.000 Euro betragen. Dieser Wert ist schnell erreicht, zählen zum Vermögen doch nicht nur Geldbeträge auf Konten oder Wertpapiere und Ähnliches, sondern auch Immobilien. Der höchstmögliche Freibetrag liegt bei 500.000 Euro für Ehepartner und eingetragene Lebenspartner. Je entfernter der Verwandtschaftsgrad zum Erblasser, desto niedriger wird der Freibetrag.
Die Höhe der Erbschaftsteuer richtet sich nach der Höhe des Erbes und der Steuerklasse des Erben. Sie beginnt bei 7% für ein Erbe unter 75.000 Euro und der Steuerklasse I und erreicht 50% ab einem Erbe von 13 Millionen Euro und der Steuerklasse III.
Was ist eine Vermögensübertragung und welche Vorteile hat sie?
Bei einer Vermögensübertragung überträgt der Inhaber von Vermögenswerten diese bereits zu Lebzeiten ganz oder teilweise auf andere Personen oder Einrichtungen seiner Wahl. Das kann durch eine Schenkung oder eine Stiftung erfolgen. Es ist möglich, das Vermögen ganz oder teilweise auf die begünstigte Person oder Organisation zu übertragen.
Das hat gleich mehrere Vorteile:
- Erbstreitigkeiten werden vermieden.
- Es können auch Personen bedacht werden, die bei einer Erbschaft wahrscheinlich leer ausgehen würden.
- Der Pflichtteilanspruch ungeliebter Erben kann reduziert werden.
- Begünstigte Personen bekommen finanzielle Unterstützung, beispielsweise als Startkapital für ein Geschäft.
- Das Sozialamt bekommt keinen Zugriff auf das eigene Vermögen.
- Bei jeder Schenkung gibt es einen Freibetrag. Da eine Schenkung alle 10 Jahre wiederholt werden darf, kann man bei großen Vermögen viel Steuern sparen.
Eine Vermögensübertragung hat jedoch auch Nachteile:
- Man verliert die Kontrolle über einen Teil des Vermögens.
- Die eigene finanzielle Sicherheit im Alter könnte gefährdet werden.
- Die Schenkung kann Streit in der Familie auslösen.
- Eine Schenkung lässt sich nur sehr schwer wieder rückgängig machen.
Was sollte man bei einer Schenkung beachten?
Es gibt verschiedene Arten von Schenkungen. Beispielsweise ist es möglich, eine unentgeltliche Schenkung zu machen. Dabei wird das Vermögen ganz oder teilweise auf den Beschenkten übertragen, ohne an irgendwelche Konditionen geknüpft zu sein. Ein typisches Beispiel ist die Übertragung eines Hauses an den Sohn oder die Tochter. Da das Vermögen vollständig in den Besitz des Beschenkten übergeht, hat der Schenker keine Verfügungsgewalt mehr.
Das sieht bei einer teilentgeltlichen Schenkung anders aus. In diesem Fall ist die Vermögensübertragung an Bedingungen geknüpft. Man kann beispielsweise ein Recht hat, das Haus lebenslang unentgeltlich zu nutzen oder dass der Beschenkte zum Ausgleich eine lebenslange monatliche Rente zahlen muss.
Verlagerung der Einkünfte
Diese Form der Vermögensübertragung wird relativ selten eingesetzt, kann sich aber auch lohnen. Eine gut verdienende Person kann einen Teil der Einkünfte an den Ehepartner, noch nicht verdienende Kinder oder die Eltern übertragen, wenn diese kein hohes Einkommen haben. Dadurch lassen sich Steuern sparen, weil die begünstigten Personen Freibeträge nutzen können und die Schenkungs- oder Erbschaftssteuer reduziert wird, weil das Vermögen innerhalb der Familie gleichmäßiger verteilt wird.
Vor dem Handeln Experten fragen!
Wer eine Vermögensübertragung plant, sollte vorher immer erst einen Fachanwalt für Erbrecht oder einen Notar aufsuchen und sich beraten lassen. Das deutsche Erbrecht ist sehr kompliziert und die Informationen im Internet geben nur einen ersten, groben Überblick. Der Fachmann kann Lösungen anbieten, die optimal an die Situation seines Klienten angepasst sind und das Maximum an legaler Steuerersparnis ermöglichen. / Fotoquelle: © Kingmaya Studio – Shutterstock.com