Ist eine Rechtsschutzversicherung von Vorteil?

- 06.10.2021 von Marlen Schurr -

Rechtsstreit und AnwaltEine Rechtsschutzversicherung soll Menschen vor den finanziellen Folgen eines Rechtsstreits absichern. Die Kosten für einen Prozess betragen oft mehrere tausend Euro. Doch nicht in jedem Fall ist eine Absicherung sinnvoll. Welche verschiedene Formen der Rechtsschutzversicherung gibt es und unter welchen Voraussetzungen sind diese nützlich?

Was ist eine Rechtsschutzversicherung?

Wird die Rechtsschutzversicherung in Anspruch genommen, zahlt sie alle Kosten, die bei einem Rechtsstreit auftreten können. Dazu gehören Gerichtskosten, Honorare der Anwälte, Gebühren für Gutachten, Auslagen für Anfahrten und andere Ausgaben, die der Versicherte im Rahmen eines Prozesses bezahlen muss.

Allerdings übernimmt die Versicherung nicht alle Prozesse. Sie überprüft zunächst den Fall und gibt eine Einschätzung ab, ob überhaupt eine Aussicht besteht, den Rechtsstreit zu gewinnen. Ist dies nicht wahrscheinlich, wird sie die Kostenübernahme ablehnen. Die Versicherung zahlt die eigenen Kosten und die Ausgaben des Gegners, falls man den Fall verliert.

Eine Rechtsschutzversicherung übernimmt nicht alle Fälle

Eine Rechtsschutzversicherung schließt im Vertrag einige Versicherungsfälle aus. Nicht übernommen werden in der Regel:

  • Scheidungsfälle
  • Erbschaftsstreitigkeiten
  • Probleme mit Wett- und Glücksspielanbietern
  • Geldanlage
  • Schadensersatzansprüche

Eine Rechtsschutzversicherung zahlt erst nach einer bestimmten Wartezeit. Arbeitnehmer, die einen Rechtsstreit mit ihrem Arbeitgeber beginnen und sich erst dann versichern lassen, bekommen von der Versicherung die Kosten nicht ersetzt. Die Wartezeit ist unterschiedlich und beträgt zwischen null und 36 Monate. Verkehrsrechtsschutzversicherungen haben meist keine oder nur eine sehr geringe Wartezeit. Bei Mietrechtsschutzversicherungen muss der Kunde in der Regel drei Monate warten. Die Versicherung zahlt nur, wenn der Grund für den Rechtsstreit nach dem Ende der Wartezeit eingetreten ist.

Für wen ist eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll?

Wer in nächster Zeit Probleme am Arbeitsplatz, mit dem Vermieter oder mit anderen natürlichen oder juristischen Personen befürchtet, für den kann eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll sein. Die Probleme dürfen jedoch noch nicht so weit gediehen sein, dass schon der Gang vor dem Richter bevorsteht. Insbesondere kann eine Rechtsschutzversicherung in folgenden Fällen sinnvoll sein:

  • Es bestehen schon seit längerer Zeit Probleme mit dem Vermieter. Er lässt keine Schönheitsreparaturen durchführen, in der Wohnung ist es zu kalt oder ähnliche Fälle.
  • Der Arbeitgeber ist problematisch und der Interessierte überlegt sich, zu kündigen. Wird dann ein schlechtes Arbeitszeugnis ausgestellt oder eine fristlose Kündigung ausgesprochen, wäre eine Klage vor dem Arbeitsgericht möglich.
  • Viele Streitigkeiten entstehen im Straßenverkehr. Für Vielfahrer wäre eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll.
  • Wer häufiger krank ist oder Leistungen aus der Pflegeversicherung erwartet, könnte diese mit Hilfe einer Rechtsschutzversicherung einklagen.

Selbstständige sollten eine Berufsrechtsschutzversicherung abschließen

Selbstständige haben häufiger Kundenkontakte und so kann es öfter zu Problemen kommen. Im schlimmsten Fall landen die Geschäftspartner vor Gericht. Da die Wahrscheinlichkeit eines Rechtsstreits bei diesem Kundenkreis größer ist, sind Berufshaftpflichtversicherungen deutlich teurer. Die private Rechtsschutzversicherung springt in diesem Fall nicht ein.

Worauf sollte man beim Abschluss einer Rechtsschutzversicherung achten

Die erste Frage ist, ob diese überhaupt benötigt wird. Oftmals werden die Kosten von anderer Stelle übernommen. Mietervereine schließen häufig eine Mietrechtsschutzversicherung in ihren Kosten mit ein.

Nicht in allen Fällen ist es sinnvoll, eine Komplettversicherung abzuschließen. Angeboten werden Privatrechtsschutz, Verkehrsrechtsschutz und Mietrechtsschutz. Diese können allein oder in Kombination abgeschlossen werden. Die Versicherungen bieten verschiedene Versicherungsmodelle an, die sich in Leistung und Preis unterscheiden. Hier ist ein gründlicher Vergleich sinnvoll.

Bei einer Rechtsschutzversicherung für den privaten Bereich sollte möglichst die ganze Familie mit eingeschlossen werden. Wichtig ist außerdem die Höhe der Absicherung. Beachten sollte der Kunde auch die Kündigungsfrist, die meist drei Monate zum Vertragsende beträgt.

Was ist beim Versicherungsfall zu beachten?

Bevor man einen Rechtsstreit beginnt, muss die Versicherung informiert werden. Diese prüft den Fall und gibt in der Regel eine Zusage für die Kostenübernahme, wenn der Prozess gewonnen werden kann und der Sachverhalt versichert ist oder eine Absage, wenn der Fall aussichtslos erscheint.

Die Rechtsschutzversicherung berät dann über das weitere Vorgehen und empfiehlt auch einen geeigneten Anwalt. Gebunden ist man daran nicht. Nach der Deckungszusage übernimmt die Versicherung den Fall und zahlt die entstehenden Kosten. Gewinnt man den Fall, zahlt der Verlierer normalerweise auch die Gebühren des Gegners, sodass die Versicherung keine oder nur geringfügige Ausgaben hat. / Fotoquelle: © photobyphotoboy – Shutterstock.com

Autor: Marlen Schurr

Eine Autorin der ersten Stunde und Frauchen von Emma. Marlen hat Betriebswirtschaft studiert und danach lange bei einer großen Bank gearbeitet. Finanzen und Wirtschaftsthemen sind ihr Steckenpferd, auch bei der Altersvorsorge weiß sie, wovon sie schreibt. Während ihrer Elternzeit hat sie zum Glück immer wieder Zeit gefunden, sich durch Seminare und Vorträge auf dem Laufenden zu halten und arbeitet inzwischen wieder stundenweise in ihrem alten Job, getreu dem Motto „einmal Banker, immer Banker“. Wir freuen uns, dass sie auch den Weg zu uns zurückgefunden hat und wieder da ist!