Einführung der Unisex-Tarife 2013: Gewinner und Verlierer

- 26.10.2012 von Sonja Hess -

Ab Ende 2012 treten grundlegende Neuregelungen in der Versicherungsbranche in Kraft. Neu abgeschlossene Tarife müssen sich dem vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) beschlossenen Unisex-Prinzip unterwerfen. Das heißt, dass Frauen und Männer fortan absolut gleich behandelt werden müssen, was die Prämien betrifft. Je nach Versicherung kann dies zu signifikanten Änderungen führen. Das gilt vor allem dort, wo Prämien für Männer und Frauen bislang starke Unterschiede aufwiesen.

Die Charta der Grundrechte der europäischen Union schreibt es vor: Nach Artikel 21 und 23 ist die Diskriminierung wegen des Geschlechts in jeder Weise verboten. Ein Grundsatz, der eigentlich schon im Dezember 2007 hätte greifen müssen, aber Ausnahmen wurden bislang gestattet. Das ändert sich jedoch mit Ablauf dieses Jahres, denn fortan darf es bei den Tarifen keinerlei Unterschiede mehr geben. Wie stark diese Änderungen ausfallen werden, hängt wiederum von den einzelnen Versicherungsarten ab.

Was sich nach dem 21. Dezember ändern wird

Bei den privaten Krankenversicherungen müssen Männer zukünftig tiefer in die Tasche greifen. Das liegt daran, dass Frauen im Schnitt ein höheres Lebensalter erreichen, weswegen sie bislang auch höhere Prämien zu zahlen hatten. Ähnlich verhält es sich auch bei den privaten Krankenzusatzversicherungen. Diese werden für Frauen ein wenig günstiger, wohingegen Männer auch hier mit einem leichten Anstieg der Prämien zu rechnen haben. Dieser Trend setzt sich auch bei Pflegerentenversicherung, Pflegetagegeld und der privaten Rentenversicherung weiter fort.

Umgekehrt hingegen verhält es sich bei der Lebensversicherung. Wird ein Vertrag erst nach dem 21. Dezember 2012 abgeschlossen, können Männer dabei sparen. Hier wirkt sich die längere Lebenserwartung bei Frauen also genau umgekehrt aus, denn aufgrund des geringeren Todesrisikos konnten Frauen bislang geringere Beiträge zahlen. Das gilt insbesondere für Risikolebensversicherungen, die meist nur im Todesfall der versicherten Person leisten und dem Schutz der Angehörigen vor finanziellen Verpflichtungen dienen.

Für Frauen wird wiederum die Berufsunfähigkeitsversicherung günstiger, wohingegen Männer hier mit deutlichen Aufschlägen zu rechnen haben. Bei der Kfz-Versicherung sieht die Sache wiederum anders aus: Laut Statistik verursachen Männer öfter Unfälle als Frauen, weshalb diese nun höheren Beiträge entrichten müssen. Ähnlich verhält es sich bei der Unfallversicherung. Auch hier ist das Risiko der Männer größer, weshalb Frauen mit steigenden Prämien kalkulieren müssen.

Hält man sich die wichtigsten Änderungen vor Augen, wird schnell deutlich, dass Frauen im Schnitt am meisten von den Änderungen profitieren. Auf sie kommen insgesamt weniger Beitragssteigerungen zu als auf die Männer. Vor allem im gesundheitlichen Bereich werden gerade für Frauen viele Beitragssenkungen erwartet.

Autor: Sonja Hess

Freiberufliche Autorin und Powerfrau, die sich in allen Bereichen zum Thema Arbeitsrecht, Finanzen und Karriere auskennt. Sie macht uns vor, dass es kein Problem ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. 2012 hat sie ihren ersten Text für uns geschrieben und nach einer etwas längeren Babypause freut sie sich nun, wieder die Ärmel hochkrempeln und schreiben zu können