Was tun, wenn die Versicherung nicht zahlt?

- 10.12.2021 von Sebastian Rheingauer -

Schadensfall und SchadensmeldungVersicherungen sind eigentlich dafür da, den Versicherungsnehmer vor den finanziellen Folgen von Schäden zu schützen. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass sich Versicherungen weigern, die Kosten für Schäden zu übernehmen.

Warum bezahlen Versicherungen nicht?

Dafür gibt es viele Gründe. Nicht bei allen steckt die Absicht der Versicherungsgesellschaft dahinter, die Zahlung zu verhindern oder zu verzögern. Oft liegen objektive Gründe vor, bei denen selbst ein Anwalt nichts ausrichten kann. Dazu gehören:

  • Schadensfall ist nicht versichert
  • Vorschäden oder Risiken wurden verschwiegen
  • Schadensfall kann nicht eindeutig belegt werden
  • Schaden wurde nicht rechtzeitig oder inkorrekt gemeldet
  • Schaden wurde durch grobe Fahrlässigkeit oder vorsätzlich verursacht
  • Schaden entstand vor Vertragsabschluss

Was sind typische Beispiele für Gründe, aus denen Zahlungen verweigert werden?

Zu den typischen Fällen gehört beispielsweise die Hochwasserkatastrophe in NRW 2021. Nur diejenigen Hausbesitzer erhielten Zahlungen ihrer Versicherung, die eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen hatten. In der normalen Gebäudeversicherung sind (aktuell) Schäden durch Hochwasser nicht gedeckt.

Unfallversicherungen zahlen meistens nur, wenn durch den Unfall eine Invalidität eintritt, die mindestens 3 Jahre lang anhalten wird. Bei vorübergehender Beeinträchtigung oder wenn der Versicherte das Risiko bewusst herbeigeführt hat (Extremsport, Trunkenheit, Drogen), verweigern sie die Übernahme von Schäden.

Ein anderes typisches Beispiel ist die Zahlungsverweigerung der Berufsunfähigkeitsversicherung. Oft steckt Eigenverschulden des Versicherungsnehmers dahinter. Um an der Höhe der Prämien zu sparen, verschweigen sie bei Vertragsabschluss Vorerkrankungen, Unfälle oder Operationen. Im Schadensfall kann sich dieses Verhalten bitter rächen.

Wie kann man Probleme vermeiden?

Schäden sollten immer so schnell wie möglich gemeldet werden. Die meisten Versicherungen setzen Fristen zwischen 7-14 Tage. Die Meldung kann schriftlich oder telefonisch erfolgen. Der Versicherungsnehmer muss aber auf eine Empfangsbestätigung samt Bearbeitungsnummer als Nachweis bestehen. Die Schadensmeldung muss durch Belege begleitet werden. Das sind zum Beispiel Fotos des Schadens oder ein Aktenzeichen der Polizei im Fall eines Diebstahls oder Einbruchs.

Allgemein sollten Versicherungsnehmer darauf achten, die fälligen Prämien rechtzeitig und in voller Höhe zu zahlen. Rückstände können zu einem Verlust des Versicherungsschutzes und Verweigerung der Zahlung führen.

Welche Zahlungsfristen gibt es?

Es gibt keine gesetzlich vorgeschriebenen Zahlungsfristen. Sie sind von Fall zu Fall verschieden. In der Regel hängen sie von Art und Höhe des Schadens ab. Wenn es sich um große Summen handelt, kann sich die Zahlung verzögern, weil die Versicherungen umfangreiche Ermittlungen anstellen. Sie engagieren zum Beispiel Detektive oder Gutachter, um den Wahrheitsgehalt der Schadensmeldung zu überprüfen. Das Vorgehen ist aus diversen Reality Shows im Fernsehen bekannt. In manchen Fällen können einige Monate vergehen, bis Zahlungen geleistet werden.

Wie kann man die Versicherung dazu bringen, zu zahlen?

Zunächst einmal ist es ratsam, die Sachlage selbst zu prüfen. Nach einer Schadensmeldung reagiert die Versicherung in irgendeiner Form. Meistens wird sie einen Brief schicken, in dem sie neben der Bearbeitungsnummer eine Begründung angibt, warum die Zahlung nicht erfolgt. Versicherungsnehmer sollten daraufhin ihre Police zur Hand nehmen und die Konditionen genau durchlesen. Viele Versicherungen verstecken Ausnahmeklauseln oder andere spezielle Bedingungen im Kleingedruckten. Wenn kein offensichtlicher Grund vorliegt, kann man sich im nächsten Schritt an die Verbraucherzentrale oder den Versicherungsombudsmann wenden. Sie überprüfen die Angelegenheit und versuchen, eine gütliche Einigung zu erzielen. Diese Verfahren haben für Verbraucher den Vorteil, dass sie fast kostenlos sind. Die Verbraucherzentrale erhebt aktuell eine Gebühr von 5 Euro pro Beratung. Allerdings sind die Entscheidungen dieser Einrichtungen nur Empfehlungen und nicht rechtskräftig.

Wann einen Anwalt einschalten?

Das sollte dann geschehen, wenn es um große Summen geht, die Existenz des Versicherungsnehmers auf dem Spiel steht und die Versicherung Fehler gemacht hat. Der Anwalt wird einen Fall erst prüfen, bevor er ihn annimmt. Die Kosten für den Anwalt und für das Verfahren trägt derjenige, der den Prozess verliert. Verliert die Versicherung, muss sie die Kosten tragen. Es ist allerdings möglich, dass der Anwalt des Klägers (Versicherungsnehmer) eine Vorauszahlung der Kosten verlangt, die dann später im Fall eines Prozessgewinns erstattet wird. Eventuell kommt auch eine Rechtsschutzversicherung für diese Kosten auf.

Hinweis

Bei all den oben genannten Tipps handelt es sich lediglich um Vorschläge zum weiteren Vorgehen. Zuallererst sollte natürlich erst das Gespräch mit der Versicherung geführt werden, bevor weitere Schritte in Angriff genommen werden./ Fotoquelle: © fizkes – Shutterstock.com

Autor: Sebastian Rheingauer

Basti ist unser Neuzugang und hält die Männerquote im Gleichgewicht. Nach vielen Jahren in einem namhaften Wirtschaftsunternehmen lässt er Karriere „Karriere“ sein und unterstützt uns mit seinem Wissen zu allen Themen rund um Finanzen, Wirtschaft, Beruf & Karriere.